Opus-Oskar Sauvignon Blanc 2022

Jülg: Opus-Oskar Sauvignon Blanc 2022

2
Sauvignon Blanc 100%
5
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2044
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
exotisch & aromatisch
frische Säure
3
Lobenberg: 97/100
Falstaff: 94/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Opus-Oskar Sauvignon Blanc 2022

97
/100

Lobenberg: Hier sind wir jetzt auf absolutem Weltklasse-Niveau in Sachen Sauvignon Blanc angekommen! Der Opus Oskar hat mittlerweile schon Kultstatus erlangt und ist die Jülg’sche Antwort auf ganz große Sauvignons wie Silex oder Zieregg. Opus Oskar ist quasi die Prestige Linie bei Jülg, eine Hommage an den Großvater Oskar. Das wäre eigentlich ein Großes Gewächs, aber Sauvignon Blanc ist nicht als GG-Rebsorte zugelassen. Er wächst in einer Einzellage in Wissembourg, also ganz knapp hinter der französischen Grenze. Purer, gelber Kalkstein. Ausgebaut überwiegend im neuen Barrique und Tonneau. Kühl und rauchig strömt es aus dem Glas. Ein in der Ferne entfachtes Streichholz, Feuerstein, jodige Meeresnoten wie Austernschale und Alge dominieren zu Beginn. Sandelholz und frisches Sauerteigbrot. Mit etwas Luft zeigt sich dann auch etwas Frucht. Klassische Stachelbeeraromen, weiße Johannisbeere, weißer Pfirsich, Limette, zarte Minzanklänge. Alles sehr dezent, sehr elegant. Man merkt sofort: Das ist ein schlummernder Riese, der wirklich Zeit braucht. Wirklich tief und komplex. Auf die Zunge trifft der Oskar dann mit einer erstaunlichen Dramatik – wow, hier geht richtig die Post ab! Alles vibriert nur so vor Mineralität und zupackender Säure! In Salz gewendete Limette und Bergamotte, helle Grapefruit, ganz dezent auch etwas Passionsfrucht und Zitronengras treffen auf eine enorme Salzigkeit. Dazu kommt auch ein leichter Gerbstoffbiss. Hier wird wirklich jede einzelne Papille beansprucht. Unheimlich viel Druck aufbauend am Gaumen geht der Wein in eine unfassbare Länge über, bis er schließlich mit zartem Hefeschmelz endet. Wirklich großes Kino und zurecht einer der Jülg-Weine mit der größten Fangemeinde. Stark!

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94
/100

Falstaff über: Opus-Oskar Sauvignon Blanc

-- Falstaff: Dicht und vielschichtig im Duft, feine Holzwürze, gelbfruchtig, Mango, weißer Pfirsich, Ananas, Orangenschale, balsamische und jodige Noten, Austernschale, Kamillenblüte, frischer Ingwer, Kurkuma. Am Gaumen komplex und dicht, gebündelte Kraft, viel Saft, feine Säureader, mineralisch unterlegt und spannungsgeladen, lange am Gaumen, Reifepotenzial.

Mein Winzer

Jülg

Das Weingut Jülg im südpfälzischen Schweigen-Rechtenbach ist schon längst kein Geheimtipp mehr. Winzer Johannes Jülg zählt mit seiner absolut eigenständigen und sehr burgundischen Stilistik bereits seit einigen Jahren zur qualitativen Spitze der Pfalz.

Opus-Oskar Sauvignon Blanc 2022