Grauburgunder Achkarrer Schlossberg Großes Gewächs 2022

Franz Keller: Grauburgunder Achkarrer Schlossberg Großes Gewächs 2022

VDP

Zum Winzer

95–96
100
2
Grauburgunder 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2042
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 95–96/100
Gerstl zu 2021: 19/20
6
Deutschland, Baden
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Grauburgunder Achkarrer Schlossberg Großes Gewächs 2022

95–96
/100

Lobenberg: Der Schlossberg wächst komplett auf Vulkangestein. Nur die kargsten Parzellen. Das Gestein heißt Tephrit und enthält deutlich mehr Eisen. Der Wein wird in zwei 2000 Liter-Fässern ausgebaut. Der Schlossberg hat immer den höchsten Wiedererkennungswert im Keller, laut Friedrich Keller ist es der am einfachsten blind zu verortende Wein, weil der Schlossberg an sich so einen enorm intensiven Lagenausdruck hat. Bei Keller steht auch immer das Terroir, weniger die Rebsorte im Vordergrund. Das ist schon ziemlich genial wie Friedrich das immer wieder schafft. Die Nase zeigt einen eleganten, hellen Fruchtausdruck von weißem Pfirisch, weißer Birnen und gelbem Apfel. Dazu viel Mineralität von Graphit, Bleistiftabrieb, karg und steinig wie der Boden dieser Lage eben ist. Der Mund ist rassig und für einen Grauburgunder ziemlich straight, das hohe Spannungsfeld aus dunkler Vulkanmineralität und kristalliner Frucht ist irre! Ordentlich Kraft mit guter Fülle in Kombination. Das hat eine Wucht aus konzentrierter Mineralität, das kann ich gar nicht fassen wie zupackend dieser Grauburgunder ist. Wow, was für ein Geschoss! Blind könnte man das für einen Chardonnay halten. Aber hier zeigt sich eben, was die Franzosen schon lange wissen: bei sehr speziellen, charaktervollen Weinbergen geht die Lage über die Rebsorte, die dann schlussendlich nur noch zum Werkzeug für den Boden degradiert wird. Toller Stoff, so spannend geht Grauburgunder!

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

19
/20

Gerstl zu 2021 über: Grauburgunder Achkarrer Schlossberg Großes Gewächs

-- Gerstl zu 2021: Die Grauburgunder von Friedrich Keller sind ganz grosses Kino. Sie lassen sich in keiner Weise mit einem gewöhnlichen Wein von dieser Sorte vergleichen. Für Keller stehen sie ganz klar über dem Weissburgunder und haben das Niveau der Chardonnays. In diesem Jahrgang wirkt der Grauburgunder durch die Frische sogar noch schlanker und mineralischer. Sehr nobel auch die Fruchtaromatik nach Steinobst, die dem Wein viel Strahlkraft und Eleganz gibt. Am Gaumen viel Spannung und Druck durch die Säure – unglaublich, diese wahnsinnige Energie und Mineralität. Man denkt mehr an Chardonnay als an Grauburgunder. Herrliche Länge und Intensität bis ins Finale. Ein grosser Wein.

Mein Winzer

Franz Keller

Franz Keller – ein legendärer Name, der gleichermaßen die deutsche Weinszene sowie die Spitzengastronomie geprägt hat wie vielleicht sonst kein anderer. Heute wird das Weingut gemeinsam von Fritz Keller und Sohn Friedrich geführt und zählt zur Elite der deutschen Burgundererzeuger.

Grauburgunder Achkarrer Schlossberg Großes Gewächs 2022