Riesling Halenberg Großes Gewächs 2023

Schäfer Fröhlich: Riesling Halenberg Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

97–100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2032–2058
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
unkonventionell
3
Lobenberg: 97–100/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Halenberg Großes Gewächs 2023

97–100
/100

Lobenberg: Extrem hohe Mineralik, das Terroir ist bläulicher Schiefer, eisenhaltige Bestandteile, manchmal ins violett changierend, das ist extrem puristisch. Fröhlich hat einen halben Hektar im Halenberg, nur ein paar Reihen, die aber lang und steil den Berg hochlaufen. Er ist ein direkter Nachbar von Frank Schönleber im steilsten Teil. Tim will einfach keine weichen Trauben während der Ernte, er sucht immer die leicht grünlichen Nuancen bei voller Reife. Alte Reben, tiefe Wurzeln und kleine Beeren, dann war die Dichte und Kraft da. Der Halenberg ist total anders als das Frühlingsplätzchen, geht viel mehr in Richtung Kupfergrube eigentlich, obwohl das ja Vulkanstein ist. Aber diese extrem kühl, karge, brutale Schieferwürze geht schon sehr in dieses Dunkle rein. Die Trauben waren wie gemalt, strahlt Tim Fröhlich, nahe der Perfektion. Sehr viel dunkles Gestein im Duft, dazu diese helleren Würznoten mit weißem und grünem Pfeffer, rauchigen Reduktionsnoten, grünem Speck und hellen Blüten, auch Pfefferminze. Der Mund ist einerseits ein wildes Biest mit seiner dunklen Griffigkeit und der straffen Textur, aber der hohe Extrakt und die seidige Säure geben ihm sogar in der Jugend einen gewissen Charme, eine Seidigkeit, die ihn einfach wunderbar angenehm zu trinken macht. Durchgegoren auf 2 Gramm Restzucker, doch das merkt man nicht einmal, weil er so viel Stoffigkeit hat. Für Tim Fröhlich ist 2023 ein Jahrgang mit immensem Alterungspotenzial, die Weine werden ewig kerzengerade stehen, schätzt er. Das Entwicklungspotenzial aus dieser dunklen Dramatik ist gewaltig, er bringt jetzt schon so unglaublich viel ins Glas und hat trotzdem noch so große Anlagen für die Zukunft. Wenn die Balance und Dichte so perfekt sind wie 2023, kann eigentlich wenig schief gehen in 10 oder 20 Jahren. 97-100/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Schäfer Fröhlich

Seit 1800 betreiben Fröhlichs Weinbau an der Nahe. Tim Fröhlich bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie das 16 Hektar große Weingut. Die Lagen mit ihren unterschiedlichen Gesteinsböden bilden das Fundament für unverwechselbare, authentische Rieslinge.

Riesling Halenberg Großes Gewächs 2023