Müller-Thurgau Fröhlich 2023

Schäfer Fröhlich: Müller-Thurgau Fröhlich 2023

VDP

Zum Winzer

91–92
100
2
Müller Thurgau 90%, Riesling 10%
5
weiß, trocken
11,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2028
Verpackt in: 6er
9
leicht & frisch
3
Lobenberg: 91–92/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Müller-Thurgau Fröhlich 2023

91–92
/100

Lobenberg: 50 Jahre alte Reben auf einem Plateau im Stromberg, Porphyrböden, vulkanisch. Niedrige Erträge von kleinbeerigem, dickschaligem Müller-Thurgau, fast wie Riesling. Eine Seltenheit. Hohe Extraktwerte, die die schmelzige Fülle und die Cremigkeit bringen. Das ist eine Extrem-Version eines Müller-Thurgau, sehr schlank und pur. Müller in der Tim Fröhlich-Auslegung, also so, dass es kracht und dennoch Feinheit hat. Man ist mehr als verblüfft von diesem Stoff, blind hat man größte Probleme das als Müller einzustufen, weil es so eine immense Spannung und Mineralik hat. Die alten Reben haben auch selten Trockenstress, da hängen nahezu jedes Jahr tolle Trauben an den alten Stöcken. Eine sehr stimmige Nase mit weißem Pfirsich, frische Weintrauben, dunkle Mineralik. Erdige und steinige Noten dominieren in der Nase. Der Wein hat einen wunderbaren Zug im Mund, viel weiße Frucht, darunter leicht grünlich-kräuterige Reflexe. Natürlich im Mund nicht ganz so sehr auf der Zitrusfrucht laufend wie Riesling, sondern mehr bei grüner Birne und Apfel. Sehr lecker, charmant, reif und trotzdem leicht grünlich wie es für dieses Weingut typisch ist. Tim Fröhlich liebt die Trauben knackig-frisch, hier gibt es keine Überreife. Ein bisschen Schärfe aus salzigem Zug auf der Zunge. Ein trinkiger Müller mit typischem Fröhlich-kühlen Charakter, hat Klasse und Zug. Der schmeckt auch dem anspruchsvollen Trinker. 91-92/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Schäfer Fröhlich

Seit 1800 betreiben Fröhlichs Weinbau an der Nahe. Tim Fröhlich bewirtschaftet zusammen mit seiner Familie das 16 Hektar große Weingut. Die Lagen mit ihren unterschiedlichen Gesteinsböden bilden das Fundament für unverwechselbare, authentische Rieslinge.

Müller-Thurgau Fröhlich 2023