Riesling Ayler Kupp Unterstenberg Faß 12 Große Lage 2023

Peter Lauer: Riesling Ayler Kupp Unterstenberg Faß 12 Große Lage 2023

VDP

Zum Winzer

94–95+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2038
Verpackt in: 6er
9
exotisch & aromatisch
mineralisch
3
Lobenberg: 94–95+/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Ayler Kupp Unterstenberg Faß 12 Große Lage 2023

94–95+
/100

Lobenberg: Laut Florian Lauer angeblich eine seiner besten Paarzellen mit alten Reben der historischen Spitzenlage Ayler Kupp am Hangfuß. Über 100 Jahre alte Reben in Einzelpfahlerziehung. Die Parzelle ist eigentlich GG-Material, aber durch die hohe Wärme – eigentlich Florian Lauers wärmste Parzelle – und Exposition, gehört der Wein für Florian immer in die nicht knalltrockene Geschmackswelt, weil er sonst zu viel Alkohol hätte. Der regenreiche und dennoch warme Sommer und der perfekte Indian Summer ab Ende August bis zur Lese hat hocharomatische, offenherzige Weine hervorgebracht, die irgendwo zwischen der Fruchtpower von 2019 und 2015 liegen, aber auch Elemente von kühleren, nasseren Jahren wie 2008 und 2012 zeigt. Es ist ein Hybridjahr irgendwo zwischen kühler Frische und opulenter Frucht. Intensive, dichte Nase mit viel Mirabellenfrucht, schöne duftige Süße, als Gegenpol auch dunkler Rauch, grüner Speck und dann frische Grapefruit und etwas Curry. Der Mund knüpft an den Aromen der Nase an, wird von feinen Säureäderchen durchzogen. Die Säuren sind wunderbar reif und fein. Der Wein ist recht zugänglich in seiner Art, auch durch dieses kleine Plus an Süße, das quasi gar nicht spürbar ist, aber ein paar Zugeständnisse an den Trinkfluss macht. Dennoch wirkt er straff und griffig durch die hohe Mineralität. Ein archetypischer Saarwein, saftig, dicht, verspielt und mit hauchzarter Süße.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Peter Lauer

Ein junger VDP-Winzer. Das Weingut liegt in Ayl, hat sieben bis acht Hektar und wird in fünfter Generation von Florian Lauer bewirtschaftet. Das Weingut arbeitet biologisch-organisch, ist aber nicht zertifiziert und folgt auch nicht allen Richtlinien, da der Winzer Kupfer ablehnt.

Riesling Ayler Kupp Unterstenberg Faß 12 Große Lage 2023