Riesling Marienburg Spätlese Goldkapsel Große Lage 2023

Clemens Busch: Riesling Marienburg Spätlese Goldkapsel Große Lage 2023

VDP

Zum Winzer

97–98
100
2
Riesling 100%
5
weiß, süss
7,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2063
Verpackt in: 6er
9
exotisch & aromatisch
mineralisch
sehr süss
3
Lobenberg: 97–98/100
Vinum: 95/100
Galloni: 95/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Marienburg Spätlese Goldkapsel Große Lage 2023

97–98
/100

Lobenberg: In 2023 gab es im Gegensatz zu 2022 wieder etwas mehr Botrytis an der Mosel, was dann auch die höheren Prädikate wie Goldkapseln wieder begünstigt und ermöglicht hat. Es musste allerdings fein ausgelesen werden, weil es so viel hochwertige Botrytis auch nicht gab, vieles musste verworfen werden. Spontan vergoren und ausgebaut im großen Holzfass, danach noch kurz im Edelstahl vor der Abfüllung Ende April. Die Goldkapsel hat einen sehr geringen Botrytisanteil, der eigentlich kaum nennenswert ist, aber dennoch schmeckbar. Zarte Exotik in der Nase, Sternfrucht, Litschi und Pomelo, eingekochte Birne und etwas süßer Kalkstein darüber. Der Mund kracht, die Zunge rollt sich ob der Pikanz, grüne Birne und süße Agrumen auf Feuersteinunterlage. Steiniger Spannungsbogen, der dem ganzen einen sehr feingliedrigen Ausklang verleiht. Großer Finessestoff und doch mit der Wildheit von 2023 mit dem gewissen Extra, das 2022 vielleicht etwas gefehlt hat. Eine Weltklasse-Spätlese aus dem Hause Busch.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

95
/100

Vinum über: Riesling Marienburg Spätlese Goldkapsel Große Lage

-- Vinum: Helles Strohgelb. In der Nase dezent, am Gaumen viel Mosel im Glas. Kräuterinfusion pur, gelbe Pflaume und auch Mirabellen, Fenchelkraut. Sanftmütig, milde animierende Säure und feiner Restzuckergehalt, sehr ausgewogen. Feine phenolische Struktur, erfrischender und langer Abgang voller Leichtigkeit. Insgesamt verhalten und dezent, präzise und klar definiert, wird sich über die nächsten Jahren erst noch so richtig entwickeln.

95
/100

Galloni über: Riesling Marienburg Spätlese Goldkapsel Große Lage

-- Galloni: The 2023 Riesling Pündericher Marienburg Fass #5 Spätlese Goldkapsel is made from extremely ripe fruit without any botrytis. Ripe Amalfi lemon is edged with juicy peach on the nose. The palate shines with crushed flesh of juiciest, ripest peach, absolutely pure and edged with citrus brightness. Exquisitely balanced and serene notes of fruit and slate ring through the endlessly long and harmoniously elegant finish. Available at auction: 360 bottles, 6 magnums. (Sweet)

Mein Winzer

Clemens Busch

Das Weingut von Clemens Busch liegt im malerischen Pünderich am Anfang der Terrassenmosel. Seit 1986 arbeiten Rita und Clemens Busch hier nach strengen Kriterien des ökologischen Weinbaus, was sie sich inzwischen auch haben zertifizieren lassen.