Riesling Schiefertanz 2023

Weingut Dr. Kauer: Riesling Schiefertanz 2023

BIO

Zum Winzer

93
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2033
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
3
Lobenberg: 93/100
6
Deutschland, Mittelrhein
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Schiefertanz 2023

93
/100

Lobenberg: Weil Kauer von den trockenen Prädikatsweinen abweicht und auf Regionalbezeichnungen umstellt, ist das trockene Kabinett aus dem Kloster Fürstental seit dem Jahrgang 2022 der Schiefertanz geworden. Dennoch steckt hier 100 Prozent Kloster Fürstental drin. Dr. Kauer ist einer der führenden Professoren der Geisenheimer Wein-Universität, und als Bio-Pionier arbeitet er seit 1982 hier auf einem winzigen Weingut von 4 Hektar. Mittlerweile ist auch die Tochter im Betrieb, ebenfalls Geisenheimerin. Nur Steillagen, alles Handarbeit und kleine Erträge. Die Wolfshöhle in Bacharach ist mit Sicherheit die renommiertere Lage, auch weil sie über den VDP als Große Lage klassifiziert ist, weil hier Mitglieder ansäßig sind. Die Lage Kloster Fürstental ist nicht klassiert, weil es hier keinen VDP’ler gibt. Laut Randolf Kauer ist das Kloster Fürstental aber grundsätzlich auf Augenhöhe und wäre sicher auch eine Große Lage. Durch die Lage in einem Seitental ist es hier etwas früher schattig, zudem ist es teils ein Osthang, also besonders kühl. Früher war das ein Hindernis, heute ist es ein Segen, gerade für Kabinette. Hier kann man noch wirklich echte, trockene Kabinette keltern. Sowas geht fast nur noch im Mittelrheintal auf diesen quarzithaltigen Schiefern. Sehr kühle Zitrusnase, sehr viel kristalline Mineralität, duftiger Pfirsich. Der Kloster Fürstental hat etwas mehr Vibration, ist kerniger und zupackender als die etwas rundere Wolfshöhle. Sehr lecker-animierende, süße Zitrone im Mund, feines Salz am Rand. Tolles Spannungsfeld aus der saftigen, verspielten Frucht und der scharfen Mineralität. Salzige Säurespur, die den Wein auf der Zunge tanzen lässt, stahlig und frisch wie Gletscherwasser. Feine Wiesenkräuter im herbsaftigen Nachhall. Mittelrhein vom Feinsten, klassischer geht Steillagen-Riesling kaum. 93/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Dr. Kauer

Das Weingut Dr. Kauer ist einer der winzigen Familienbetriebe wie sie typisch für die Region des Mittelrheintals sind. Gleichzeitig ist Kauer als absoluter Bio-Pionier doch ein sehr außergewöhnlicher Betrieb. Dr. Randolf Kauer ist nicht nur Winzer, sondern auch Professor für ökologischen Weinbau an...

Riesling Schiefertanz 2023