Riesling Kiedrich Gräfenberg Großes Gewächs 2023

Robert Weil: Riesling Kiedrich Gräfenberg Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

97–98+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2031–2058
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 97–98+/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Kiedrich Gräfenberg Großes Gewächs 2023

97–98+
/100

Lobenberg: Die perfekte Komposition seines Bodens aus hohem Gesteinsanteil von Phyllit-Schiefer und wasserhaltenden Schichten macht das Gräfenberg-Terroir so einmalig. Der Kiedricher Gräfenberg hat Phyllit-Schieferböden mit Lössanteilen und durchzogen von lehmigen Adern, die gerade in den vergangenen Jahren der Trockenheit ein Segen sind. Nach einem erneut historisch trockenen und sehr sonnigen Sommer, kamen Regenfälle gegen Herbst. Das Team war fleißig in den Weinbergen unterwegs und hat komplett biologisch gearbeitet, die Zertifizierung folgt demnächst. Es gab keinen zu großen Trockenstress im Gräfenberg, die Blätter waren allzeit grün. Der Ausbau geschieht zu einem Drittel im Stückfass. Kurze Maischestandzeit von 6 bis zu 24 Stunden. Im Stückfass spontan vergoren und ausgebaut, bis im Sommer verbleibt der Wein auf der Hefe. Keine Abstiche, die Weine verbleiben ohne Schwefel bis Ultimo auf der ersten Hefe. Der Gräfenberg hat durch seinen Lehmanteil und seine wärmere Exposition immer mehr Stoffigkeit als der kargere Turmberg. Auch in 2023 kann man keineswegs behaupten, dass der Gräfenberg viel fetter wirken würde als der Turmberg, aber er ist schon druckvoller, konzentrierter, reicher. Das macht ihn aber eben auch deutlich komplexer. Er wird auch etwas später gelesen im Schnitt als der Turmberg. Nicht weil er definierter oder schärfer gezeichnet wäre, sondern weil er einfach präsenter und erhabener ist. Der 2023er ist trotz all seiner Gourmandise ein recht straffer, eleganter Gräfenberg. Er hat die höhere innere Spannung im Vergleich zum Vorjahr 2022. Ich bin erstaunt, dass der 23er Gräfenberg fast ein bisschen turmbergig ist, weil er so eine unterschwellige, salzige Spannung mit sich bringt. Wilhelm Weil sieht 2023 in seinem mittelreifen Charakter in einer Linie mit 2001, 2008, 2012, weil er sich wahrscheinlich ähnlich langfristig harmonisch entwickeln wird. Wir sind schon bei höherer Reife als in den genannten Jahren, haben klar mehr Druck und Frucht als ein 2008. Warme Grapefruit in der Nase, gelber Pfirsich, frische Weintraube, Austernschale, weißer Pfeffer. Der 2023er spannt einen nahezu perfekten Bogen zwischen Hedonismus und Eleganz, wir haben schon eine ähnlich offene Fruchtopulenz wie 2022, aber die größere Spannung, sind etwas straffer in der Auslegung, was gerade auch in der nachdrückenden Salzigkeit im Mund sehr deutlich wird. Kiedrich hat es schon gut getroffen in diesem Jahr und Weil im Speziellen, weil er durch seine Größe und die ewige Erfahrung in diesem Hang, immer das beste rausholen kann. Die Stoffigkeit in Tateinheit mit der glockenklaren, vibrierenden Mineralik ist schon Extraklasse in 2023. Wir haben so etwas wie eine Plus-Version eines ausgewogenen 2012, ähnliche Grundauslegung in der Harmonie und Eleganz, aber natürlich etwas mehr Frucht und Reife. Ein köstlicher Gräfenberg, der mit fast burgundisch-cremiger Reichhaltigkeit UND innerer Spannung glänzt. 97-98+/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Robert Weil

Schon von weitem erkennt man die Flaschen von Robert Weil an ihrem charakteristischen Himmelblau. Nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt steht diese Farbe für Spitzen-Rieslinge auf absolut höchstem Niveau. Ein Markenzeichen, symbolisch für die kompromisslose Qualität der Weine von...

Riesling Kiedrich Gräfenberg Großes Gewächs 2023