Riesling Rüdesheim 2023

August Kesseler: Riesling Rüdesheim 2023

VDP

Zum Winzer

93+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2028
Verpackt in: 6er
9
fruchtbetont
3
Lobenberg: 93+/100
6
Deutschland, Rheingau
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Rüdesheim 2023

93+
/100

Lobenberg: Der Wein stammt aus besten Rüdesheimer Lagen, viele Steillagen dabei. Die Große Lage Berg Roseneck Katerloch und Bischofsberg. Kesseler ist der Meinung, dass der Bischofsberg konstanter ist als der Rüdesheimer Berg, weil er etwas mehr Wasser und Erdauflage hat, dadurch hat er nie Trockenstress und kann in jedem Jahr satt ausreifen. Lösslehm- und Quarzitböden, dazu ein klein wenig Schiefer. Auch aus den GGs des Rüdesheimer Berges geht hier teilweise Material ein. Vergoren und ausgebaut im Edelstahl und dann bis zur Füllung auf der Feinhefe belassen. Das Ganze geerntet aus älteren Reben, zwischen 30-50 Jahre alt. Traubig, saftig, frisch, aber auch schöne Melone, Birne, glockenklar und weinig. Das Besondere an Rüdesheim ist ja, dass es diese prägnante, salzige Mineralität hat, aber zugleich diese reife, dichte, gelbe Frucht. Es ist die geschmackliche Verbindung zwischen Lorch bzw. dem Mittelrhein und dem mittleren Rheingau. Druckvoll und mit weißem und gelbem Pfirsich, apfeligen Nuancen und süßem Hefegebäck. Eine satte, mundfüllende Frucht, die der reifen Rüdesheimer Säure gut entgegensteht. Im Mund ein tänzelnder Wein, frisch und animierend für jeden Tag. Rüdesheim hat schon deutlich mehr Power und aromatischen Bumms als der Ortswein aus Lorch, der feinmineralischer und steiniger wirkt. Aber diese Saftigkeit aus der Gelbfrucht ist schon berauschend. Macht wirklich Freude. Eine schöne Köstlichkeit.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

August Kesseler

In Insider-Kreisen wird August Kesseler bescheinigt, eine der Personen mit dem meisten Charisma in der deutschen Weinlandschaft zu sein. Je näher man sich seinen Lebenslauf ansieht, desto mehr glaubt man den vermeintlichen Insidern. Wer kann schon von sich behaupten, das elterliche Weingut mit noch...

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