Cruz Dona Blanca 2022

Bodegas Mengoba: Cruz Dona Blanca 2022

Zum Winzer

99–100
100
2
Dona Blanca 100%
5
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2040
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
fruchtbetont
3
Lobenberg: 99–100/100
6
Spanien, Bierzo
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Cruz Dona Blanca 2022

99–100
/100

Lobenberg: Reinsortige, autochtone Dona Blanca aus Carracedola in Bierzo. Die Rebsorte hat diverse Namen, Siria wird sie auch genannt, eine Kreuzung von Cayetana Blanca und einer Unbekannten. In Portugal ist sie seit 1531 unter dem Namen Alvaro de Sousa bekannt. Vermutlich liegt der genaue Ursprung der Sorte im Umfeld der Stadt Pinhel im Nordosten Portugals. 70 Jahre alte Reben auf Kalkstein mit etwas Lehmauflage, Buschwein, minimale Erträge. Es gibt als Ergebnis nur 1 Barrique. Handlese, langsame Ganztraubenpressung mit den Füßen (foodtrodding) im offenen Holzfass. Spontane, langsame Vergärung. Malo im gleichen Fass und Ausbau auf der Hefe für 15 Monate. Ungefilterte Abfüllung. Granit-Kalkstein-Nase, Salbei, Flieder, Jasmin. Helle Lakritze, weiße Schokolade, Quitte, mürbe Birne und Litschi. Was für eine aromatische Sensation, sehr eigenständig. Chili, weißer Pfeffer, weiße Birne, Kumquat. Bitterorange mit aromatischer Reineclaude und Aprikose als hocharomatischer Mundeintritt, dazu wieder diese famose Krautwürze aus der Nase und eine geniale salzige Schärfe, die aber von sahniger Quitte und chilischarfer-Birne nebst Ingwer und Kimschie in einer Balance der anderen Art gefangen wird. Der scharfe, extrem ausdrucksstarke Extremist, der zugleich ein sahniger Charmeur ist, steht für Minuten. Ein feines Bitterschwänzchen vom phenolischen Tannin hinterlassend, gebettet in Sahne, an Marsanne und weißen Hermitage erinnernd. Der Oszillograph zwischen Schärfe, Süße, Charme und Bitterstoff spielt verrückt im Mund. Und trotzdem ist der Grundansatz Balance und Harmonie. Dieser Wein gehört zu den ganz großen Weißweinen in meinem Portfolio, in Spaniens Top-10 allemal, und er steht weltweit unter den Unikaten aus autochtonen Rebsorten sicher mit in der ersten Reihe. Freakstoff aber nicht anstrengend, aber er braucht erfahrene Gaumen um vollends entdeckt zu werden. Bravo Gregory! 99-100/100

Jahrgangsbericht

Da ich als zuständiger Weinscout inzwischen einen Teil meiner Jahreszeit in Spanien verbringe, bin ich über Wetter und Klima vor Ort permanent gut im Bilde. Trockenheit, Hitze, wenige guten Regenfälle vor allem in den ersten 4 Monaten. Weil es im Winter wie auch im März April satt Regen gab, war die Basis für den trockenen Sommer perfekt. Und Wärme gab es auch zum Austrieb und auch zur Blüte, sich wie ein roter Faden bis zur Ernte ziehend. Dazu erstaunlich kühle Nächte im Mai, Juni, Juli und August, aber ein eher warmer trockener Spätsommer und Herbst. Die Story der großen Trockenheit wurde mir von jedem Winzer immer wieder erzählt. Und diese Story ist oft baugleich zu Bordeaux, das ja oft die gleiche Wetter- und Klimageschichte wie alle mittleren und östlichen Nordregionen Spaniens über das Jahr hat. Selbst die atlantischen frühen September-Unwetter und Regenmengen in Bordeaux und der Rioja bleiben seit dem Klimawandel oft aus, fast immer kann jetzt im September und Oktober in Ruhe bis zum optimalen Erntezeitpunkt gewartet werden. Die Ernte wurde nach etwas glücklichem kleinen Regen im Juli und August somit teilweise über 6-8 Wochen gestreckt. Die absolute Besonderheit in 2022 war aber auch in Spanien der kontinuierliche Verlauf der Trockenheit und Hitze und die relativ kühlen Nächte über das sommerliche Weinjahr. Die Reben waren 2022 perfekt assimiliert an das Klima. Trotz der Hitze war nichts gekocht, die Laubarbeit und Bodenbearbeitung der Winzer war dem Klima über die Jahre perfekt angepasst, eine perfekte Anpassung der Reben fand statt, war ganz anders als im von plötzlichen Hitzewellen dominierten Schock-Jahr 2003 mit schlecht präparierten Winzern und Weinbergen. Und auch 2022 gibt es, wider Erwarten von uns Laien, trotz oft hoher Alkoholgradationen eine erstaunliche Frische in den Weinen. Tiefe PH-Werte sind die Regel, die Biodynamiker sprechen von den tiefsten je gemessenen Werten. In Zusammenhang mit oft hohen Tanninlevel, hoher Reife, satter samtig seidiger Frucht, hohem Alkohol und zugleich famoser Säure, sprechen viele Winzer vom besten Jahr ihrer Geschichte (Oxer, Artadi und Cuentavinas), und das von der Rioja bis Ribera, vom Priorat bis Bierzo. ALLE Regler nach rechts! Und es gibt 2022 eine grandiose Harmonie und Balance und sensationelle Finesse und Feinheit. Wie in Bordeaux. Nach meiner Verkostung kann ich das durchaus in vielen Fällen bestätigen, obwohl es auch 2021 hochinteressante, oft sogar aufregendere und energiegeladenere Weine und oft sogar präzisere Weine gab. Für mich selbst war, von Einzelfällen abgesehen, 2021 und 2022 bei absolut verschiedenem Charakter eher auf gleicher Höhe, manchmal sogar mit leichtem Vorteil bei 2021. Wer z.B. 2022 bei so viel Feinheit zu viel neues Holz einsetzte oder die Weine zu lange im Holz ließ, konnte die Weine mit ihrer samtigen Seidigkeit auch mal zu »nett«, zu holzlastig und auch manchmal etwas belanglos ausfallen lassen. 2021 hatte klar mehr Druck und Wucht, um neues Holz wegzudrücken. Und wie in Bordeaux gilt auch in Spanien: Die besten Terroirs und alten Reben waren 2022 dramatisch im Vorteil und die Biodynamiker hatten »das Jahr der Jahre«.

Mein Winzer

Bodegas Mengoba

Gregory Perez’ Weinbau-Karriere startete eigentlich im Bordelais. Während seines Önologie-Studiums in Bordeaux arbeitete er drei Jahre auf Cos d’Estournel, danach startete er auf Château Grand-Puy-Lacoste durch. Auf den Hinweis eines Freundes, dass das Bierzo DER neue Hotspot in Spanien werden wird,...

Cruz Dona Blanca 2022