Scheurebe Spätlese Escherndorfer Lump Erste Lage 2023

Horst Sauer: Scheurebe Spätlese Escherndorfer Lump Erste Lage 2023

VDP

Zum Winzer

93–94
100
2
Scheurebe 100%
5
weiß, süss
11,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2033
Verpackt in: 6er
9
leicht süss
frische Säure
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 93–94/100
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Scheurebe Spätlese Escherndorfer Lump Erste Lage 2023

93–94
/100

Lobenberg: Der Escherndorfer Lump öffnet sich wie ein Parabolspiegel gen Süden und fängt das ganze Jahr über die Sonne ein. Der Steilhang mit Muschelkalkboden ist perfekt vor kühlen Nordwinden geschützt, es ist eine der heißesten Parzellen im Lump. Die Reben sind sehr alt, zwischen 1971 und 1978 gepflanzt. Überwiegend gesundes Lesegut, nur ein Touch Botrytis ist hier dabei. Die kerngesunden Beeren werden entrappt und bekommen dann eine 24-stündige Maischestandzeit. Danach wird spontan vergoren und vier bis fünf Monate auf der Hefe ausgebaut. Der Restzucker liegt bei knapp 20 Gramm bei rund 8 Gramm Säure, das passt und hat einen Ticken mehr Frische als im Vorjahr 2022. Das ist die Quadratur des Kreises bei Sauer, denn mit intensiver Aromatik kennt sich das Weingut aus. Das ist eine meiner jedes Jahr gekauften Scheureben, weil dieser Wein von Horst Sauer einfach so ein Unikat ist, da er einen Bereich abdeckt, den kaum ein anderer Wein zu treffen vermag. Die Säure lässt den Restzucker kaum spürbar werden, macht diesen Wein einfach so genial süffig. Von Passionsfrucht über reife Grapefruit mit Mandarine und Kumquat spielt diese Scheurebe die ganze Klaviatur exotisch-pikanter Zitrusfrucht. Diese elegante Fruchtexplosion, das ist schon ein Hammer. Der Wein hat Länge, Frucht und eben eine immensen Fruchtdruck. Er trinkt sich angenehm leicht dank seiner tollen Spannung. Der Speichel fließt in Strömen. So saftig und aromatisch. Das ist ein großer Spaßmacher und eine tolle Alternative zu Riesling, Silvaner und den Üblichen. Der Wein ist für das was er kostet eigentlich ein Superschnäppchen, weil er so unglaublich köstlich ist.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Horst Sauer

Horst Sauer und seine Tochter Sandra bearbeiten zusammen über 18 Hektar der besten Weinberge Frankens. Als Horst Sauer den Betrieb, der bereits vom Urgroßvater gegründet wurde, vom Vater übernahm, waren es gerade 2,5 Hektar ohne Selbstvermarktung.