Riesling Escherndorf Am Lumpen 1655 Großes Gewächs 2023

Horst Sauer: Riesling Escherndorf Am Lumpen 1655 Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

96–98
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2051
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 96–98/100
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Escherndorf Am Lumpen 1655 Großes Gewächs 2023

96–98
/100

Lobenberg: Wie das meiste bei Sauer wird auch das GG im Edelstahl vergoren und ausgebaut, bleibt lange auf der Hefe liegen, wird teilweise auch ab und zu aufgerührt, um mehr reduktive Spannkraft reinzubringen. Sandra Sauer vergärt die GGs mittlerweile spontan, mit allem was dazugehört. Teilweise gären die Tanks also recht lange, da braucht man starke Nerven, aber sie zieht es durch. Die GGs kommen aus dem steilsten Teil des Hangs am Lump, direkt um die Vogelsburg herum. Alte Reben, teils in den 1970er Jahren gepflanzt. Etwas wärmer als sonst spontan vergoren, dadurch ist er quasi komplett durchgegoren auf unter 1 Gramm Restzucker, also wirklich fränkisch trocken. Diesen krachenden Auftritt zeigt der Wein dann auch im Mund. Ein Riesling, der so knackig-frisch durchzieht, Süße höchstens aus dem Extrakt zeigt, dazu mit feiner Kalkstein-Unterlegung. Super Trinkfluss, weil er so saftig ist. Das 2023er Riesling GG gefällt mir wirklich super bei Sauer, sogar besser als das Silver GG, zumindest aus dem Tank. Der Stoff hat schon einen ziemlich guten Punch, aber keinen Deut zu viel. Eine würzige, herbsaftige Nase, die eher auf der eleganten Seite bleibt. Kein Lauthals wie die Ortsweine, sondern sehr geschliffen, fast kühl wirkend. Curry und Orangenblüte, auch etwas Grapefruit, vor allem im Mund. Sehr saftig, das ist wirklich die Signatur, wie ein feineres, eleganteres und strafferes 2018. Ein Trink-GG, das auch früh schon Freude bereitet, obwohl es auch viel Struktur hat, was gibt es besseres?!

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Horst Sauer

Horst Sauer und seine Tochter Sandra bearbeiten zusammen über 18 Hektar der besten Weinberge Frankens. Als Horst Sauer den Betrieb, der bereits vom Urgroßvater gegründet wurde, vom Vater übernahm, waren es gerade 2,5 Hektar ohne Selbstvermarktung.

Riesling Escherndorf Am Lumpen 1655 Großes Gewächs 2023