Riesling Nackenheimer Rothenberg wurzelecht Großes Gewächs 2023

Kühling–Gillot: Riesling Nackenheimer Rothenberg wurzelecht Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

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2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2031–2054
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
voll & rund
3
Lobenberg: 100/100
Suckling: 99/100
Weinwisser: 98–99/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Nackenheimer Rothenberg wurzelecht Großes Gewächs 2023

100
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Lobenberg: Die Parzelle aus dem der Wein stammt wurde 1934 gepflanzt und ist von einer kleinen Mauer umfasst. Es ist ein extrem steiler Part im Rothenberg, was der nördlichste Zipfel des Roten Hanges ist, direkt ans Pettenthal anschließend. Der Rothenberg hat die wildeste Nase aller Rieslinge bei Spaniers. Feuerstein ohne Ende, funky, Steinsalz, Graphit. Es gibt hier, wie meistens bei Kühling, quasi keine Frucht. Wir bleiben vollständig im Mineral- und Kräuterspektrum. Ich kann mich an nicht viele Rieslinge erinnern, die jung so packend, düster und faszinierend waren wie dieser Rothenberg. Druckvoll, auf den Gaumen pressend in so dichter, steiniger Mineralität. Das ist eine unbändige Schubkraft, die sich da am Gaumen entlädt. 2023 hat eine höchst faszinierende Mischung aus substanzieller Kraft, cremigem Extrakt und elektrisierender Feuerstein-Spannung, die sich ungeschminkt und knochentrocken auf den Trinker überträgt. Ein Überfall auf alle Sinne. Die Quadratur des Kreises im Spitzen-Riesling, da geht wenig drüber. Das ist ganz großer Stoff für Jahrzehnte.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

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Suckling über: Riesling Nackenheimer Rothenberg wurzelecht Großes Gewächs

-- Suckling: The first impression of this Rheinhessen dry riesling masterpiece is of a blast of flint. But that doesn’t prepare you for the wild ride that follows as this mineral roller coaster pulls you up and down many times on the medium-bodied palate. I seem to remember Jim Morrison recommending that we ride the snake, and this has an element of that. So delicate in the almost weightless finish. From organically grown grapes. Drink from release.

98–99
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Weinwisser über: Riesling Nackenheimer Rothenberg wurzelecht Großes Gewächs

-- Weinwisser: Der Rothenberg wurde von Carolins Großvater 1934 gepflanzt und ist teils wurzelecht. Dieser Wein hat sich in den vergangenen Jahren zum absoluten Top-Grand-Cru entwickelt. Auch in diesem Jahr gehört er zu den besten Rieslingen des Jahres. Ungemein würzig-steiniges, kathedralenartigkomplexes Bouquet mit feinen gelben und roten Früchten, alles würzig untermalt, bezirzt wie die Essenz eines edlen Parfums. Dabei ist er völlig unaufgeregt, puristisch und strahlt eine unglaublich große Ruhe aus.

Mein Winzer

Kühling-Gillot

Carolin Spanier-Gillot, man könnte auch sagen, die Grande Dame Rheinhessens. Sie und ihr Mann H.O. Spanier vom Weingut Battenfeld-Spanier vereint die tiefe Naturverbundenheit, die sich durch eine biologische bzw. seit 2005 auch biodynamische Arbeitsweise ausdrückt. Außerdem bringen beide...

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