Riesling Röttgen Großes Gewächs 2023

Heymann-Löwenstein: Riesling Röttgen Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

96–97+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2049
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 96–97+/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Röttgen Großes Gewächs 2023

96–97+
/100

Lobenberg: Der Wein wird, wie alle Weine, als Ganztraube 12 Stunden auf der Maische und den Schalen gelassen, dann vorsichtig abgepresst. Spontan vergoren im großen Holzfass. Er verbleibt bis zur Füllung auf der Hefe im Fass. Der Blaufüßer Lay zeigt seine typische kühle Cassis-Minz-Kombination, die hat er jedes Jahr und auch 2023 ist keine Ausnahme. Er ist im Grunde der große Bruder des Vom Blauen Schiefer, das strahlt er auch in seiner ganzen Statur direkt aus. Er ist gesetzter, reicher und kraftvoller, greift viel tiefer in seiner Aromatik und Textur. Viel heller Feuerstein, dazu weißer Tee und eine angenehme Bitternis aus Zitrusschalen. Der Wein erinnert mich ein bisschen an einen großen Chenin Blanc von der Loire, er hat diese zupackende, salzige Griffigkeit, dieses Zwingende in der Struktur. Einen unbedingten Willen zum Geradeauslauf. Immer wieder viel Salz und Zitruszesten, ohne aber deren einschneidende Säure, die ist eher zurückhaltend und marmorierend als scharf gezeichnet. Ein in sich sehr verwobener, dichter Wein mit hoher mineralischer Strahlkraft, herb, griffig, strukturiert. Ein Riesling für anspruchsvolle Insider, der sicher nicht jeden direkt abholt, der aber gewaltig viel mitbringt, wenn man sich die Zeit nimmt, ihn zu verstehen. Gerade wenn man denkt er hat den Mundraum verlassen, dreht nochmal der Mineralregler auf im herbsaftigen, kühlen Ausklang, der nach Pinienwald und frischer Minze schmeckt. Braucht ein paar Jahre, aber dann geht da richtig was ab. Es ist ein subtiler Wein, er springt einen nicht an wie Röttgen. Blaufüßer ist etwas kafka’esque in seinem Angang, doch wer ihn liebt, der liebt ihn heiß und innig – so wie ich.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Heymann-Löwenstein

Cornelia und Reinhard Löwenstein erzeugen als unzähligste Generation der Familie auf den kargen, aber fruchtbaren Schieferterrassen oberhalb der Mosel Rieslinge, die zu den größten der Welt gehören.

Riesling Röttgen Großes Gewächs 2023