Riesling Uhlen Roth Lay Großes Gewächs 2023

Heymann-Löwenstein: Riesling Uhlen Roth Lay Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

97–98+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2030–2058
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 97–98+/100
Suckling: 98/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Uhlen Roth Lay Großes Gewächs 2023

97–98+
/100

Lobenberg: Der Roth Lay wächst auf Schieferterrassen direkt zur Mosel. Der Schiefer ist klassischer Devonschiefer mit sehr hohem Eisengehalt, also rötlich gefärbt. Verwitterungsgestein. Der Wein wird nach der Ernte in ganzen Trauben angequetscht. Kurze Maischestandzeit im Kühlhaus, ohne, dass die Gärung beginnt. Vorsichtiges abpressen und Vergärung mit spontaner Hefe im großen Holzfass. Er verbleibt bis zum übernächsten Frühjahr der Vollhefe. Das ist Reinhard und Sarah Löwensteins langsamer Wein. Sehr tiefe, ruhige Nase, wie immer zeigt der Roth Lay keine überschwängliche Fruchtigkeit, hat nichts Lautes oder übermäßig Expressives an sich. Ein Riesling, wie ein großer Burgunder, vordergründig verschlossen, aber hintenraus eröffnet sich eine ganz neue Dimension. In 2023 verblüfft mich der Roth Lay, wie eigentlich jedes Jahr, durch seine hohe Spannung, durch diesen unbedingten Mineraltrieb. Er hat eine gewisse Restsüße zwischen vier und fünf Gramm, die aber überhaupt keine Rolle spielt hier, so stramm und herbmineralisch kommt dieser Roth Lay auf die Zunge. Man kann diesen hochverdichteten Fruchtkern kaum auseinander dividieren, so konzentriert ist er, tabakig, eisenwürzig, Schwarztee, roter Pfeffer, frisches Lorbeerblatt, ein bisschen Grapefruit scheint durch, dann wieder grünes Zigarrendeckblatt und viel Eisenmineral im Nachdruck. Was für ein Zug! Er marschiert durch den Mund wie man es eher vom Blaufüßer gewohnt ist, sehr straight, mineralgetrieben und energetisch wie eine Sprungfeder. Jedes Jahr aufs Neue überrascht mich dieser eigenwillige Charakter des Roth Lay. Denn er hat auch eine gewisse Cremigkeit, diese Verspieltheit aus Veilchen und Pfingstrosen, dann wieder bissiges Salz, dunkle Mineralik und herbe Tee-Aromen und wieder süßere Fruchtelemente. Alles ist zu einem in sich ruhenden Kern verdichtet. Roth Lay ist der Fels in der Brandung, er macht sein eigenes Ding und man kann ihm als Trinker einfach nur fasziniert folgen. Mosel in eigenwillig und groß!

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

98
/100

Suckling über: Riesling Uhlen Roth Lay Großes Gewächs

-- Suckling: Very cool and focused with stunning concentration, this demands your full attention, but then you sink ever deeper into its well of stone fruit and wet stone beauty. Everything interlocks exactly in the very long and complete finish. From organically grown grapes with Fair'n Green certification. Drinkable now, but best from 2025.

Mein Winzer

Heymann-Löwenstein

Cornelia und Reinhard Löwenstein erzeugen als unzähligste Generation der Familie auf den kargen, aber fruchtbaren Schieferterrassen oberhalb der Mosel Rieslinge, die zu den größten der Welt gehören.

Riesling Uhlen Roth Lay Großes Gewächs 2023