Riesling von blauem Schiefer 2023

Heymann-Löwenstein: Riesling von blauem Schiefer 2023

VDP

Zum Winzer

93–94+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2043
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
3
Lobenberg: 93–94+/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling von blauem Schiefer 2023

93–94+
/100

Lobenberg: Wie immer rein spontan vergoren im großen Holzfass. Er verbleibt bis zur Füllung auf der Hefe im Fass. Die Weine haben in 2023 wahrscheinlich keinen BSA im Fass gemacht, es gab ohnehin wenig Äpfelsäure. Wir sind sehr ausgewogen und eher auf der cremig-schmelzigen Seite in 2023, weit entfernt von der scharfen Säure von 2021, die die Mosel da haben konnte. Die Frucht ist immer hell und kristallin. Cremig-dichter Mund mit ganz feiner, hintersinniger Säurestruktur. Mandarine und Bergminze im Mund, etwas weißer Pfirsich im Nachhall. Diese gesamte Erscheinung des Weines erinnert mich im positiven Sinne an einen Chardonnay aus dem Mâconnais mit dieser feinen Textur, der Cremigkeit und dem hellgelben Steinobst im Kern, das sich weich und geschmeidig im Mund ausbreitet. Das Salz des Schieferbodens gibt genug Frische, wirkt animierend und gibt den Beat vor. Man hat schon viel blumige Verspieltheit hier und wir gehen etwas weg von dieser Schärfe und Reduktion, die die Mosel haben kann und wie sie etwa ein Matthias Knebel nebenan pflegt. Wir sind in einer total eigenen Stilistik der burgundischen Balance und Rundheit, die salzige Mineralität zwickt ein bisschen darunter hervor, vibriert etwas auf, aber im Grunde ein zarter, köstlicher Riesling. Und wenn der Schieferterrassen der Zechwein par excellence bleibt, dann hat er mit dem Vom Blauen Schiefer jetzt einen minzig-kühleren und hellfruchtigeren Bruder im Geiste bekommen. Saftig-pikant, würzig mit weißem Pfeffer und immer wieder dieser helle Pfirsich, der den Gaumen seidig auskleidet. Der Stil von Heymann-Löwenstein ist einfach einzigartig. Von der Textur und dem Mundgefühl mit die französischsten Weine der gesamten Mosel, aber die Musik des Schiefers spielt natürlich auch immer unterschwellig mit.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Heymann-Löwenstein

Cornelia und Reinhard Löwenstein erzeugen als unzähligste Generation der Familie auf den kargen, aber fruchtbaren Schieferterrassen oberhalb der Mosel Rieslinge, die zu den größten der Welt gehören.

Riesling von blauem Schiefer 2023