Riesling Halenberg Großes Gewächs 2023

Emrich Schönleber: Riesling Halenberg Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

97–100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2029–2053
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 97–100/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Halenberg Großes Gewächs 2023

97–100
/100

Lobenberg: Der Halenberg ist ein imposanter Steilhang mit langen Rebzeilen auf mit einem von blauem Schiefer und Quarzit geprägtem Boden. Es gibt hier etwas mehr mineralischen Einfluss als im Frühlingsplätzchen, da der Boden karger ist. Sehr sanft und langsam gepresst und in verschiedenen alten Stückfässern spontan vergoren. Der Wein ruht lange unberührt auf der Hefe im Fass. Er verbleibt auf der Vollhefe bis bis kurz vor der Füllung im Sommer 2023. Halenberg ist wie meist der dunklere, geheimnisvollere Wein. Er eröffnet rauchig-steinig, aber jeder Schwung mit dem Glas lässt ihn ein paar seiner Nuancen mehr freisetzen. Das Faszinierende an 2023 ist, dass die Weine trotz oder vielleicht auch gerade wegen ihrer größeren Expressivität als in den beiden Vorjahren, so transparent und klar in ihren Terroirs sind. Die Nase dieses 2023ers ist sooo typisch Halenberg mit dieser dunklen Graphitwürzigkeit in Tateinheit mit der herbsüßen, dunkelbeerigen Frucht, die nach Cassis, Weintraube und weißem Pfirsich duftet. Kristallklar und druckvoll im Kern, etwas geschmeidiger und seidiger als das etwas aufregender, vibrierendere Frühlingsplätzchen. Beim Halenberg sind wir bei mehr Cremigkeit, mehr Feinheit, es wirkt etwas ruhiger und eleganter. Dieser 2023er Halenberg hat in seiner Entspanntheit und dem etwas cremigeren Kern fast ein bisschen burgundische Anklänge. Wer gerne Chassagne-Montrachet trinkt, dem wird dieser Halenberg durchaus viel Freude bereiten in seiner feinsalzigen Seidigkeit, der etwas größeren Geschmeidigkeit. Das Frühlingsplätzchen hat 2023 vielleicht einen Ticken mehr Energie und Vibration, dafür ist der Halenberg die große Harmonie. Er hat unter dieser feinen Duftigkeit und Ruhe schon auch den packenden, griffigen Mineralcharakter des Blauschiefers, die dunkle Dramatik und den Zug in die Länge. Er ist wie immer etwas mehr in die verspielte Länge ziehend, etwas monolithischer als das etwas wildere und aufbrausendere Frühlingsplätzchen. 97-100/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Emrich Schönleber

Im Auf und Ab der Weingeschichte genossen die Steilhänge der Nahe Anfang des 19. Jahrhunderts schon einmal allerhöchstes Ansehen. Auch Johann Wolfgang von Goethe hielt das allgegenwärtige Lob in seinen Notizen fest: »Nun rühmte die Gesellschaft einen in ihrer Gegend wachsenden Wein, den Monzinger...

Riesling Halenberg Großes Gewächs 2023