Riesling Frühlingsplätzchen Großes Gewächs 2023

Emrich Schönleber: Riesling Frühlingsplätzchen Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

97–100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2052
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
voll & rund
3
Lobenberg: 97–100/100
Suckling: 98/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Frühlingsplätzchen Großes Gewächs 2023

97–100
/100

Lobenberg: Das Frühlingsplätzchen steht auf rotem Schiefer (hoch verdichteter, gepresster Ton), Blauschiefer (Kupfer) und Quarzit. Es ist nicht so karg und steil wie der Halenberg, hat aber auch etwas mehr Wasserhaltefähigkeit an vielen Stellen, das ist natürlich ein Plus in einem supertrockenen Jahr wie 2022. Wie immer nur kurze Maischestandzeit. Dann abpressen und spontan vergären im Holz. Der Ausbau geschieht auf der Vollhefe bis zur Abfüllung im Sommer. Ansonsten ruhen die GGs bei Schönleber unberührt im Fass. Ausbau im gebrauchten großen Holz, vom Stückfass zu 1200 Liter bis hin zu 3000 Liter. Einige sind mehrere Jahrzehnte alt. Und diese Ruhe des langsamen Ausbaus im großen Holz überträgt sich auf den Wein. Schönlebers Weine eröffnen in der Regel karg und steinig, entfalten sich langsam mit Reife und Luft, spannen dann aber nicht selten ungeahnte Dimensionen auf. Das Frühlingsplätzchen 2023 ist, wie schon im Vorjahr, ungewöhnlich aufregend und steinig. Sehr kräuterig, fast stahlig im Geradeauslauf, fester Kern, wow, so rassig und straight ist das Frühlingsplätzchen wirklich selten, aber in den letzten Jahren dann doch immer häufiger. Leicht rotbeerig im Kern, auch Nektarine, Roiboostee, Lavendel. Der Mund zieht gewaltig, viel Druck, baut einen riesigen Spannungsbogen auf, beeindruckend fest gebaut, läuft vor allem über Grapefruit, Blutorange und Nektarine. Weit durchgegoren in 2023 und die Abwesenheit von Zucker zeigt sich auch in dieser sehr festen Struktur, dem zwingenden Geradeauslauf und fast einer Dramatik, die sich da im Kern aufbaut. Dunkler in der Mineralität wirkend als sonst, hat fast einen Touch Halenberg in sich. Das Frühlingsplätzchen negiert zusehends den einstig geglaubten Abstand zum Halenberg, begegnet ihm in manchen Jahren nun gar auf Augenhöhe und spielt über seinen energetischeren Charakter in der Jugend durchaus mehr Rasse und Zug aus. Ob man nun die große Ruhe und Harmonie des Halenberg bevorzugt oder die Vibration des Frühlingsplätzchens, liegt auf der Zunge des Betrachters. Erneut eine beeindruckende Performance des Frühlingsplätzchens aus dem Fass! 97-100/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

98
/100

Suckling über: Riesling Frühlingsplätzchen Großes Gewächs

-- Suckling: This is at once deep and delicious. Extremely enticing nose with a wide spectrum of stone fruit, mandarin, jasmine and hibiscus aromas. Enormous concentration and brilliance on the super-focused, medium-bodied palate. Staggering stony intensity and precision in the breathtaking finish. Drink from release.

Mein Winzer

Emrich Schönleber

Im Auf und Ab der Weingeschichte genossen die Steilhänge der Nahe Anfang des 19. Jahrhunderts schon einmal allerhöchstes Ansehen. Auch Johann Wolfgang von Goethe hielt das allgegenwärtige Lob in seinen Notizen fest: »Nun rühmte die Gesellschaft einen in ihrer Gegend wachsenden Wein, den Monzinger...

Riesling Frühlingsplätzchen Großes Gewächs 2023