Lobenberg: Der 2016er Zweitwein des 100 Punkte bewerteten Chateau Beausejour Duffau Lagarosse, aus einem der größten Jahre der Geschichte, der Erstwein ist eine Sensation, der Zweitwein unterscheidet sich nur im Terroir und der Rebsortenzusammensetzung, nicht aber von der Machart und dem Aufwand und der Weinbergsarbeit. Es ist im Grunde also kein Zweitwein sondern der zweite Wein von Beausejour Duffau vom etwas lehmigeren Boden. Die neue alte Familienbesitzerin Josephine Lagarosse, die ihr Familienweingut Anfang der 20er Jahre mit Hilfe der Besitzerin von Clarins in Paris zurückkaufen konnte, geht hier brutal konsequente Wege. 2016 gehörte ihr das Chateau zwar noch nicht wieder, aber das änderte nichts an der Arbeit. Beraten wird sie qualitativ und in der Weinbergsarbeit unter anderem von ihrem Freund und Nachbarn Adrien David Beaulieu von Chateau Coutet. Da trifft es sich gut, dass Josephine komplett auf Biodynamie setzt und Adrien auf Coutet seit Jahrhunderten nur pures Bio lebt. Von dem kann man noch viel lernen! Aus dieser Lernkurve ist sicher auch dieser phänomenale Zweitwein hier entstanden. In erster Linie ist das nämlich nur eine Terroir-Auswahl. Der Erstwein wächst wie der direkt benachbarte Demoiselle von Coutet nämlich zu 100% auf reinem Kalksteinfels auf dem Plateau. (Coutets Demoiselle ist jedoch durch das uralte Erbgut der Reben völlig anders im Charakter) Der Zweitwein 'Croix de Beausejour' wächst auf einem Lehm-Gemisch über Kalkstein als Unterlage. Und nicht auf dem Plateau sondern in Hanglage. Neben Beausejour Becot, Coutet, Canon und Angelus, auch keine schlechte Referenz. In allen Fällen sind die Reben im Durchschnitt über 40 Jahre alt, im Zweitwein zu 95% Merlot und nur 5% Cabernet Franc statt 27 im Erstwein. Die Weinbergsarbeit ist im Erst- und Zweitwein identisch, der Zweitwein wird ebenso sorgfältig entrappt und spontan im Beton vergoren nach händischer Einmaischung und manuellem Unterstoßen während der spontanen Fermentation. Malo und Ausbau identisch im Barrique, jedoch im Erstwein zu 100% und im Zweitwein zu 40% neues Holz. Der Wein zeigt sich leicht durchscheinemdem Schwarz-Rot und kommt mit hoher, erdig reifer Fruchtintensität. Satte dunkelrot süße Kirsche und reife Zwetschge über etwas Sanddorn und sogar Orangenzesten nebst Zimt und Cardamom. Schwarze Heilerde. Klar die fast reine Merlot sorgt für die fast fette Schwarzkirsche. Dazu ein Hauch Cassis, Brombeere und getrocknete Blaubeerschalen. Pumpernickel, Moschus, leichte Exotik. Der Wein ist trotz seiner archetypischen Saint-Emilion-Ausprägung vom Tannin fein und seidig, die Mineralität drückt nicht mit soviel Kreide und Salz, Lehmböden ergeben nunmal rundere, fettere und etwas harmonischere Weine als der vom Kalkstein geprägte, viebrierendere Erstwein. Dennoch ausgeprägte Frische aus guter Säure schwarzer Beeren. Mittlerer Körper mit viel schwarzer Kirsche und wieder schwarzen Beeren und dabei samtig pikanter Nachhall. Nie fett und zu üppig, eher feiner, saftiger Fluss, stilistisch eher dem Terroir von Beausjour Becot ähnelnd, sehr schick! Weit weg von einigen sehr modernen Blockbustern, eher auf der eleganten Finesse laufend. Eine hedonistische Köstlichkeit mit mundfüllendem, fruchtigem Charakter. Sehr limitierte Menge, es gibt nur wenige tausend Flaschen.
