Riesling Varidor 2023

Carl Loewen: Riesling Varidor 2023

Zum Winzer

94+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2032
Verpackt in: 6er
9
leicht & frisch
fruchtbetont
3
Lobenberg: 94+/100
Suckling: 93/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Varidor 2023

94+
/100

Lobenberg: Hier gehen nur Reben aus selbst gepflanzter Selection Massale von hundertjährigen, alten Mosel-Rieslingstöcken. Zusammen mit der Hochschule Geisenheim haben Loewens in den 1990er Jahren angefangen die besten 80 bis 100-jährigen Stöcke zu selektieren und nur noch bunt gemischtes, altes Mosel-Rebmaterial nachzupflanzen. Der Quant und der Varidor stammen zwar aus jüngeren Reben, aber aus diesen extrem hochwertigen Selektion Massale-Reben. Das ist schon ein Hammer für diese sehr preiswerten Gutsweine. Der Wein stammt aus besten Lagen in Leiwen, Detzem, Longuich und Lorch. Somit eigentlich schon fast an einen Ortswein heranreichend, obwohl er eigentlich den Gutswein darstellt. Komplett auf Devonschiefer gewachsen, alles spontan vergoren. Seit den 1990er Jahren wird hier spontan vergoren. Der Varidor stammt aus einer vor 25 Jahren neugepflanzten Selektion Massale aus alten Reben der Laurentius Lay und den 1896 gepflanzten Reben im Herrenberg. Selektiert wurde sehr penibel nach Reife, Vitalität und anderen qualitativen Merkmalen. Man verfeinert hier weiter den Rebbestand aus diesen alten, allerbesten Reben des Weingutes. Man möchte keine uniformen Klone bei Loewen. Das Besondere ist auch, dass dieser Varidor (steht für Variation d’Or, also Variation der goldenen Beeren) komplett gleichzeitig geerntet wird, das heißt wir haben durch die genetische Vielfalt eine bunte Mischung aus Trauben höherer Reife, höherer Säure, mehr und weniger Wüchsigkeit und so weiter, um die maximale Vielfalt aus mehr als 100 Jahren genetischem Rebenmaterial im Wein abbilden zu können. Dieser Wein kostet fast das gleiche wie der Gutswein Quandt. Und was ich schon beim Pinot Blanc bemerkte, trifft auch hier zu. Wie kann diese Top Selection Massale aus diesem 25-jährigen Weinberg so preiswert sein? Das übertrifft die breite Masse an Weinen in diesem Preisbereich bei weitem und stellt ja die hochwertigste Rebenselektion der Loewens. Deutlich frischer und pikanter im Mund als der Quant, der höher im Restzucker ist. Die Salzigkeit kommt einfach mehr raus, wenn der Zucker noch etwas weiter runter ist. Der Varidor wirkt griffiger, etwas rassiger in seiner Art. Im Duft Pomelo, etwas Melone, weißer Tee. Nichts Spitzes, total reif und charmant, aber mit dem gewissen Extra im Finish, diesem kleinen Salzkick. Einfach mehr auf salziger Mineralität und Stein laufend. Quant hat mehr fruchtigen Charme. Der Varidor ist nochmal komplexer in der Art, er zeigt mehr mineralische Intensität und Vibration. Super! 94+/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

93
/100

Suckling über: Riesling Varidor

-- Suckling: An amazing entry-level wine thanks to the wide spectrum of stone fruit, citrus and white tree fruit aromas. Also some floral notes. At once well structured and light-footed on the barely medium-bodied palate. Excellent interplay of fruit, leesy and wet stone complexity in the long, clean finish. Vegan. Drink or hold. Screw cap.

Mein Winzer

Carl Loewen

Stuart Pigott, der wohl neben Stephan Reinhardt (Parker) bekannteste Weinjournalist mit dem Schwerpunkt "Deutsche Weine", erklärte das Weingut Carl Loewen in der FAZ im November 2017 zum Liebling des Jahres.

Riesling Varidor 2023