Riesling Höllenpfad im Mühlenberg Großes Gewächs 2023

Dönnhoff: Riesling Höllenpfad im Mühlenberg Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

97–98+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2054
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 97–98+/100
6
Deutschland, Nahe
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Höllenpfad im Mühlenberg Großes Gewächs 2023

97–98+
/100

Lobenberg: Diese Monopol-Lage, die als Große Lage eingetragen ist, hat insgesamt vier Hektar, aber nur aus einem Hektar der ältesten Reben kommt dieses GG. Die Lage besteht im Grundsatz zwar aus Buntsandstein, aber es gibt auch dieses Teilstück, aus dem dieses GG kommt, wo sehr viel purer Felsen mitspielt. Helmut Dönnhoff hat vor langer, langer Zeit angedeutet, dass hier im Höllenpfad ein potenzielles Großes Gewächs stehen kann und mittlerweile gibt es das auch seit ein paar Jahren. Buntsandstein mit extrem viel Felsen dazwischen. Der Höllenpfad liegt in Roxheim, in einem kühlen Seitental hinter Bad-Kreuznach. Er ist total anders als die Lage an der Nahe, vor allem eben wegen diesem Sandstein, wie ihn Fürst hat, wie ihn Rebholz in der Südpfalz hat und auch die Rheinfront am Roten Hang. Die Nase ist einen Ticken ruhiger als beim Höllenpfad 1G, das dieses Jahr exzellent ist, aber hier im GG haben wir schon etwas mehr innere Spannung und zugleich eben die größere Erhabenheit im Sinne von Ruhe. Der zitrische Duft ist warm und steinig, hat Quitte und Zitronengras, weißen Tee und weiße Johannisbeere. Dann das Erstaunliche: Der Wein ist längst nicht so dramatisch-mineralisch wie es die Lage Höllenpfad andeutet, sondern er hat Größe und Erhabenheit, eben die höhere Reife als die erste Lage außenherum. Es sind auch die ältesten Reben. Der Sandsteinberg bringt sehr kleine, dickschale Beeren hervor. Die Eisenhaltigkeit gibt zudem eine satte Würzigkeit. Es wird etwas wilder, herber im Ausdruck, hat nicht ganz die Eleganz des Schiefers, sondern mehr Intensität und pikantere Frucht aus Grapefruit, Orangeschale, Mandarine. Das ist schon reifer, dichter und cremiger als der Höllenpfad 1. Lage, aber hat fast noch mehr Dramatik und Spiel. Wow, was für eine grandiose Intensität. Da ist richtig Musik im Glas, alles spielt, vibriert und beißt sich mit griffiger, salzig-expressiver Art im ewigen Nachall fest. Es ist eine Art der Eleganz wie sie auch 2012 hatte, nur mit einem Plus an Reife, es war schon wärmer, was aber nicht im Vordergrund steht. Das ist schon ein Wunder der Harmonie, weil die Textur gleichzeitig samtig einnehmend und dramatisch mineralisch, aufgeraut und aufregend ist. 97-98+/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Dönnhoff

Der heilige Gral des deutschen Rieslings – nicht wenige Liebhaber verorten ihn bei den Dönnhoffs im Nahetal. Helmut Dönnhoff gehört völlig ohne Zweifel zu den zehn besten Weißwein-Erzeugern des Erdballs und ist heute eine lebende Riesling-Legende. Sein Sohn Cornelius hatte also große Fußstapfen zu...

Riesling Höllenpfad im Mühlenberg Großes Gewächs 2023