Riesling vom grauen Schiefer Ortswein 2023

Clemens Busch: Riesling vom grauen Schiefer Ortswein 2023

BIO

VDP

Zum Winzer

93–94+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
11,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2035
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
3
Lobenberg: 93–94+/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling vom grauen Schiefer Ortswein 2023

93–94+
/100

Lobenberg: Dieser Wein wird überwiegend aus dem Kernbereich der Grand Cru Lage Marienburg, die von Grauschiefer geprägt ist, gewonnen. Das Ausgangsmaterial ist also von höchster Güte. Die Restzuckerwerte werden sich so um 4 bis 5 Gramm einpendeln für die einzelnen Fuder, die dann anschließen vermählt werden. Im Schnitt ein bisschen trockener durchgegoren als 2022. Im Fuder spontanvergoren, nur wenige Fuder durchlaufen 2023 spontan eine Malo, es gab aber ohnehin recht wenig Äpfelsäure, also ist der Effekt marginal. Schön schlanke, eher filigrane Frucht. Es duftet nach gelbem Pfirsich, Mirabellen und Lavendel, dazu etwas bittersüße Pomelo und Grapefruit. Sehr deutliche Schieferwürze, fast kristallin in 2023, das bringt eine schicke Salzunterlegung. Die Säure ist reifer als im Vorjahr 2022, dazu kommt, dass es eben sehr wenig Malo gab und in 2022 sehr viel. Das gibt 2023 schon nochmal einen kleinen Kick mehr in der Pikanz. Gerade im Mund zeigt sich schon dieser freche Biss, den 2019 auch hatte. Gefällt mir sehr gut, es ist wieder klassischer moselanisch-vital und ein bisschen weniger cremig als 2022. Der Schiefer prasselt auf der Zunge, herb, saftig, griffig, hat richtig Zug. Moselriesling wie er leibt und lebt.

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Clemens Busch

Das Weingut von Clemens Busch liegt im malerischen Pünderich am Anfang der Terrassenmosel. Seit 1986 arbeiten Rita und Clemens Busch hier nach strengen Kriterien des ökologischen Weinbaus, was sie sich inzwischen auch haben zertifizieren lassen.

Riesling vom grauen Schiefer Ortswein 2023