Riesling Bernkasteler Johannisbrünnchen Großes Gewächs 2023

Dr. Loosen: Riesling Bernkasteler Johannisbrünnchen Großes Gewächs 2023

VDP

Zum Winzer

95–97
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2038
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
fruchtbetont
frische Säure
3
Lobenberg: 95–97/100
Suckling: 94/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Bernkasteler Johannisbrünnchen Großes Gewächs 2023

95–97
/100

Lobenberg: Das Bernkasteler Johannisbrünnchen lag eigentlich direkt ans Gutshaus von Loosen angrenzend, das Weingut hieß ja ursprünglich mal Johannishof. Nach der Flurbereinigung wurde das Brünnchen etwas nach oben verlegt und direkt am Haus liegt jetzt nur noch der Bernkasteler Lay. Wir sind hier in etwa auf 100 Metern Höhe über der Mosel, komplett auf Blauschiefer, also kühler Boden, gut wasserversorgt, eigentlich kaum Trockenstress, in kühlen Jahren gibt es hier auch mal vermehrt Botrytis, aber die warmen, mediterranen Jahre sind ziemlich perfekt für das Johannisbrünnchen. Natürliche Klärung durch Sedimentation, aber nicht zu blank, schon mit etwas Dreck und Speck. Dann direkt in die großen, alten Holzfässer zur Spontangärung. Es geht in der Nase ein bisschen in Richtung des Graacher Himmelreichs mit seiner minzigen Frische und der kühlen Graphitwürze. Auch weiße Blüten, viel Zitrusfrucht, aber nichts Grünes oder Stechendes, sondern eher aus der zitronengrasig-kräuterige Ecke kommend. Der Mund hat viel Litschi und etwas Sternfrucht, ist hell und glockenklar in seinem Ausdruck. Herbsaftig, kühl und leichtfüßig wirkend, das Johannisbrünnchen hat mit den wärmenden Hände im Rücken eine wahnsinnige Eleganz und einen Feinschliff, der einfach Freude macht. Der Wein tanzt auf der Zunge mit grandioser rieslingtypischer Finesse, ganz zart, elegant und geschliffen ohne Ende. Dennoch bleibt er in dieser Einen besseren Deal kann man kaum machen im GG-Bereich. 95-97/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

94
/100

Suckling über: Riesling Bernkasteler Johannisbrünnchen Großes Gewächs

-- Suckling: This delicate and filigreed dry Mosel has wildflower and herb character. Sleek and very polished on the barely medium-bodied palate, with a long, vibrant finish and pronounced spiciness. Drink from release.

Mein Winzer

Dr. Loosen

Eine der Wiegen des Weinbaus an der Mosel liegt in Bernkastel-Kues. Heute ist das kleine Örtchen an vielen Wochenenden im Jahr touristisch völlig überlaufen. Aber abseits der historischen Innenstadt liegt als kleine Perle das international renommierte Weingut von Dr. Loosen.

Riesling Bernkasteler Johannisbrünnchen Großes Gewächs 2023