Chardonnay Mineral

Karsten Peter: Chardonnay Mineral "R" 2022

Zum Winzer

97+
100
2
Chardonnay 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2037
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
voll & rund
frische Säure
3
Lobenberg: 97+/100
Suckling zu 2021: 94/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chardonnay Mineral "R" 2022

97+
/100

Lobenberg: Der »R« ist eine Fassselektion, das beste Fass aus dem Chardonnay Mineral. Im Prinzip eine Einzellage in Leistadt, die perspektivisch auch als Lage gefüllt wird. Sehr kühl gelegen am Waldrand, eine wilde Terrassenlage mit vielen Bäumen und guter Winddurchflutung. Es gibt nur ein Fass. Ausgebaut im zweitbelegten Barrique, damit hier die Holznote eben nicht überwiegt, sondern die feine Frucht noch Raum hat durchzuscheinen. Aber bewusst hat Karsten hier nur dieses eine Fass rausgenommen, um die Qualität des regulären Minerals nicht zu schwächen. Das ist schon in der Nase ziemlich beeindruckend und nochmal die Plus-Version, die druckvollere und noch tiefere Variante des Mineral, aber insgesamt etwas ruhiger und balancierter in 2022 als der wildere, puristisch-reduktive 21er. Auch hier feine, rauchig-steinige Aromen zu Beginn, dann gelber Apfel, Quitte, Aprikose und Öle von Zitrusfrüchten. Auch leicht florale Aromen von Apfelblüte nebst zarten Vanilletönen und Kakaobutter. Blind wäre man hier definitiv im Burgund. Reife, gelbe und grüne Zitrusfrucht prasselt dann auch auf die Zunge. Dazu diese fein-schwebende, ätherische Kräuteruntermalung. Karg und salzig packt der Mineral R mit reifem Tanninbiss zu, drückt mit so unglaublich klarer Mineralität. Vibrierend und unfassbar lang. Karsten hat dieses Fass nicht ohne Grund rausgenommen. Es ist einfach definierter, klarer, dichter auf dieser reduktiven Spannung mit Rauchunterlage laufend. Diese waldigen Hochlagen von Leistadt erbringen schon ganz besondere Weine, leider wurde das Potenzial lange Zeit nicht wirklich ausgeschöpft. Deshalb setze ich sehr viel auf die Arbeit von Karsten Peter hier, der schon in den ersten Jahren zeigt wo die Reise hingehen. Dichtpflanzung, top Genetik, gutes Rebalter, maximaler Fokus und Präzision im Ausbau und dann geht im Glas die Post ab, wie man hier schmecken kann. Das braucht jetzt sicher noch Zeit, aber wird richtig aufdrehen mit Reife. Das hat durchaus die Dichte, Textur und Kühle eines definierten Saint-Aubin und reiht sich jetzt in die erste Reihe deutscher Chardonnays ein. Stark!

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

94
/100

Suckling zu 2021 über: Chardonnay Mineral "R"

-- Suckling zu 2021: Stunning interplay of ripe grapefruit and smoky oak, also of creaminess and flinty acidity. Beautiful concentration and great energy are married to a wonderful harmony right through the long, elegant finish. Very limited production. From organically grown grapes. Vegan. Drinkable now, but best from ????

Mein Winzer

Karsten Peter

Karsten Peter ist ein Wandler zwischen den Welten, sein steter Begleiter ist dabei der Riesling – aber eben nicht nur! Als Mastermind hinter den Weinen von Gut Hermannsberg hat er den Kultbetrieb wieder zu alter Größe geführt, nun startet er zusätzlich auf seinem Familienweingut in der Pfalz durch.

Chardonnay Mineral