Hermitage Rouge 2022

Dard et Ribo: Hermitage Rouge 2022

Zum Winzer

96–98
100
2
Syrah 100%
5
rot, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2039
Verpackt in: 12er
9
unkonventionell
naturbelassen
pikant & würzig
3
Lobenberg: 96–98/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Hermitage Rouge 2022

96–98
/100

Lobenberg: Seit Mitte der 1980er Jahre erzeugen die beiden Kultwinzer Dard & Ribo biologisch angebaute Weine völlig ohne Zusätze. Auf Schwefelzusatz wird weitgehend verzichtet, höchstens eine minimale Menge zur Füllung in manchen Jahren. Das heißt wir sprechen hier eigentlich von Natural Wine im heutigen Sinne. Aber Dard & Ribo arbeiten auf diese Art schon seit Jahrzehnten und lange bevor Natural so genannt wurde. Sie schätzen ganz einfach die frühe Zugänglichkeit und den verspielten, eigenwilligen Charakter der so entstehenden Weine, ohne irgendein Klischee bedienen zu wollen, dafür sind sie schon viel zu lange dabei. Der Ausbau erfolgt in alten Fässern, eine minimale Schwefelgabe vor der Abfüllung gibt es nur wenn nötig. Ansonsten läuft hier meist alles ohne Schönungen oder sonstige Zusätze. Die Nase ins Glas dieses Hermitage zu halten und dann die Augen zu schließen, ist wie eine Reise an die steilen Hänge des nördlichen Rhônetals. Samtige, üppige Beerensträucher, Garrigues und rote Kirsche, viel satte, dichte Frucht, aber nie in die fette Richtung abdriftend, immer klassisch kühle Nordrhône bleibend. Piment und Lebkuchengewürze sind auch dabei. Unglaublich samtig, druckvoll, aber auch elegant und tänzelnd bleibend. Die sehr feinen Tannine fühlen sich leicht kreidig an und verbreiten eine wohlige Wärme im Mund. Dieser Hermitage, der ja genau wie alle anderen Weine von Dard & Ribo ohne jegliche önologischen Eingriffe oder Zusätze erzeugt wird, stellt eindrucksvoll sein Terroir zur Schau. Der pure, nahezu unveränderte Traubensaft. Ein Hermitage für die Freude, im höchsten Maße hedonistisch, weil er so saftig, fruchtstrotzend und delikat ist, ja einfach unfassbar lecker. Er steht damit einerseits den vielen monumentalen Hermitage gegenüber, die für ein ewiges Leben gemacht sind und mit unbändiger Kraft glänzen. Dieser Hermitage möchte maximalen Spaß und Genuss bringen, jetzt sofort oder in 15 Jahren. Denn er mal einen gereiften Dard & Ribo im Glas hatte, weiß um die unglaubliche Lagerfähigkeit dieser großen Naturweine. Zur Probe in 2024 hat Francois Ribo uns einen 2010 Hermitage Rouge eingeschenkt und wir waren dermaßen geflasht, wie jung und nahezu unverändert taufrisch dieser Wein im Glas stand. Ein Naturwein-Monument – und genau das wird der 2022er in 10 Jahren auch sein. Dennoch ein großer Wein für die Freude, nicht für die Ehrfurcht. Ganz sicher der beeindruckendste Wein von Dard & Ribo. 96-98/100

Jahrgangsbericht

Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!

Mein Winzer

Dard et Ribo

René-Jean Dard und Francois Ribo sind so etwas wie die „unfreiwilligen“ Natural Wine Rockstars der nördlichen Rhône. Unfreiwillig, weil die beiden seit den 1980er Jahren schon minimal-invasiven Wein möglichst ohne Zusätze oder önologische Eingriffe herstellen.

Hermitage Rouge 2022