Saint-Joseph Blanc 2022

Dard et Ribo: Saint-Joseph Blanc 2022

Zum Winzer

95+
100
2
Roussanne 100%
5
weiß, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2034
Verpackt in: 12er
9
voll & rund
mineralisch
naturbelassen
3
Lobenberg: 95+/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Saint-Joseph Blanc 2022

95+
/100

Lobenberg: Der weiße Saint Joseph besteht reinsortig aus der edlen Roussanne. Der Wein stammt aus den zwei Parzellen Les Champs und Opatyres von steinigen, lehmigen Granitböden mit alten Reben. Seit Mitte der 1980er Jahre erzeugen die beiden Kultwinzer Dard & Ribo biologisch angebaute Weine völlig ohne Zusätze. Mittlerweile sind sie auch Hardcore-Biodynamiker. Sogar auf Schwefelzusatz wird weitgehend verzichtet, höchstens eine minimale Menge zur Füllung in manchen Jahren. Das heißt wir sprechen hier eigentlich von Natural Wine im heutigen Sinne. Aber Dard & Ribo arbeiten auf diese Art schon seit Jahrzehnten und lange bevor Natural so genannt wurde. Sie schätzen ganz einfach die frühe Zugänglichkeit und den verspielten, eigenwilligen Charakter der so entstehenden Weine, ohne irgendein Klischee bedienen zu wollen, dafür sind sie schon viel zu lange dabei. Der Ausbau erfolgt im gebrauchten Holz. Während Syrah schon immer ohne Schwefelzusatz ausgebaut wurde, bekamen die Weißen oft einmal Schwefel nach dem Pressen. Seit einigen Jahren allerdings haben Dard & Ribo eine Methode entwickelt, um auch beim Weißweinausbau ganz ohne Schwefelung auszukommen. Der Saint Joseph Blanc wird in einer Mischung aus alten Fuderfässern und gebrauchten Barriques fermentiert und ausgebaut. Satte, goldgelbe Farbe und ein bezauberndes Parfüm im Glas. Satte Frucht, gelber Pfirsich und grüne Birne, Kamille, etwas Salzbutter, Blütenhonig, dazu Kreidestaub. Das Ganze wird von einer rauchigen Note belegt. Salbei, Rosmarin, sehr kräutrig. Feines Spannungsfeld aus der honig-süßlichen Frucht wie sie typisch für Roussanne ist und der herben Kräuter- und Stein-Anmutung. Tuffstein, Kreide, eher helles Gestein als Unterlage für die blumige, üppige Frucht. Auch wenn es sich vielleicht gar nicht so anhört bisher, ist das ein sehr eleganter Rhônewein, durchaus fein und geschliffen. Im Mund dann vielschichtig und satt, direkt alles einnehmend. Honig, Kräuterwürze, Salzigkeit, fast Austernschale, dazu dann würze Birne und tiefgelbes Steinobst. Die wunderbar feine, aber prägnante Säurespur trägt den Saint Joseph Blanc in eine schöne Länge. Hinten raus ganz feine Salinität zur gelben Frucht und ganz feine Kräuter, Salbei, Rosmarin, Kamille, etwas Kakao, das passt alles wunderbar zusammen und ist super balanciert. Durchaus mundfüllend und weich wie man das von der weißen Rhône erwartet, gleichzeitig aber kräutrig, mineralisch, frisch und nie pappig oder schwer werdend. Ein feiner Saint Joseph, elegant und trinkfreudig. Eigentlich direkt trinkreif, aber sicher mit genug Substanz für eine Dekade im Keller, trotz Naturwein-Machart. Letztere steht hier aber überhaupt nicht im Vordergrund, das ist ein wunderbarer Terroirwein von der Nordrhône, der nicht von der Herstellweise dominiert wird. Im Gegensatz zum etwas freakigeren, mehr easy-drinking Crozes Hermitage Blanc, haben wir hier beim Saint Joseph Blanc schon richtig Anmut und Größe im Glas. Ein bezaubernder Wein, der viele Sinne berührt mit seinem komplexen Zusammenspiel aus mediterranen Elementen und der Cool Climate Frische der nördlichen Rhône. Grandios, aber, wie fast alles bei Dard & Ribo, super limitierter, rarer Stoff. 95-96/100

Jahrgangsbericht

Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!

Mein Winzer

Dard et Ribo

René-Jean Dard und Francois Ribo sind so etwas wie die „unfreiwilligen“ Natural Wine Rockstars der nördlichen Rhône. Unfreiwillig, weil die beiden seit den 1980er Jahren schon minimal-invasiven Wein möglichst ohne Zusätze oder önologische Eingriffe herstellen.

Saint-Joseph Blanc 2022