Crozes Hermitage Blanc 2022

Dard et Ribo: Crozes Hermitage Blanc 2022

Zum Winzer

93–94
100
2
Roussanne 100%
5
weiß, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2024–2031
Verpackt in: 12er
9
exotisch & aromatisch
unkonventionell
naturbelassen
3
Lobenberg: 93–94/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Crozes Hermitage Blanc 2022

93–94
/100

Lobenberg: Dieser Crozes Hermitage besteht zu 100 Prozent aus Roussanne. Die Reben stehen auf granithaltigem Sandboden am Rande der Appellation und sind 1984 gepflanzt, ein Teil der Marsanne ist auch aus den 1920er Jahren. Es ist eine Selektion Massale, der Weinberg wird mit Pferd und Pflug bewirtschaftet. Seit Mitte der 1980er Jahre erzeugen die beiden Kultwinzer Dard & Ribo biologisch angebaute Weine völlig ohne Zusätze. Mittlerweile sind sie auch Hardcore-Biodynamiker. Sogar auf Schwefel wird gänzlich verzichtet - das heißt wir sprechen hier eigentlich von Natural Wine im heutigen Sinne. Aber Dard & Ribo arbeiten auf diese Art schon seit Jahrzehnten und lange bevor Natural so genannt wurde. Sie schätzen ganz einfach die frühe Zugänglichkeit und den verspielten, eigenwilligen Charakter der so entstehenden Weine, ohne irgendein Klischee bedienen zu wollen, dafür sind sie schon viel zu lange dabei. Der Ausbau erfolgt im gebrauchten Holz. Während Syrah schon immer ohne Schwefelzusatz ausgebaut wurde, bekamen die Weißen oft einmal Schwefel nach dem Pressen. Seit einigen Jahren allerdings haben Dard & Ribo eine Methode entwickelt, um auch bei den Weißweinen ganz ohne Schwefelung auszukommen. Schöne würzige grüne Birne, weißer Pfirsich, Diesel, Mandelstaub und gelbe Pflaume - eine abgefahrene Mischung! Aber das ist zu erwarten bei Dard & Ribo, das ist eben immer ein kleines bisschen Freakstoff. Der Wein kann gerne dekantiert werden, wenn der kleine Stinker stört. Mit Luft kommt langsam auch eine steinige Note hinzu. Im Mund cremig und dazu ziemlich spicy, auch hier ein bisschen grüner Apfel, Mirabelle, grüne Birne, weißer Pfeffer, etwas kandierter Ingwer und Kamille. Die Textur ist weich und anschmiegsam wie von weißen Rhôneweinen gewohnt. Der Crozes Hermitage Blanc bekommt seine Struktur vor allem aus dem ganz feinen Tanningerüst und der feinsalzigen Mineralanmutung, die zusammen mit der kandierten Ingwerwürze und der reifen Steinobstfrucht den aromatischen Abgang bestimmt. Sehr ungewöhnlich in der Aromenausprägung, ein bisschen freaky, spicy, aber insgesamt sehr harmonisch, ausgewogen, weich und delikat. Und am Ende doch irgendwie ein typischer Terroirausdruck der Rhône mit seiner texturierten, weichen Struktur und einer zarten Note von Salbei-Butter und warmem Stein. Ein mediterraner Wein für den direkten Genuss, wenn man auf die etwas abgefahrenen Weininterpretationen der Altmeister Dard & Ribo steht. Crozes Hermitage mal anders, aber genial trinkfreudig! 93-94/100

Jahrgangsbericht

Der Jahrgang 2022 ist ein multikomplexer, kontrastreicher, heterogener und ganz und gar ungewöhnlicher Jahrgang - offensichtliche Folgen des Klimawandels? Die Rhone hat in den letzten zwei Jahren somit zwei extreme, paradoxe und diametral entgegengesetzte Jahrgänge erlebt. 2021 war frostig, kühl und regenreich, klassisch aufregendes cool-climate. 2022 war dagegen viel zu trocken und extrem sonnig. Dieser schnelle Wechsel macht etwas ratlos und 2022 stellt sogar die Zukunft mancher Weinberge dauerhaft in Frage. Der schon jetzt zu einem der besten Jahrgänge des letzten Jahrzehnts erklärte Jahrgang 2022, den manche gar mit 1978 vergleichen, hält zwar im Norden wunderbare, ja grandiose Überraschungen bereit, aber im Süden durchaus auch einige herbe Enttäuschungen. Die Widerstandsfähigkeit der Reben angesichts der klimatischen Extremsituationen erstaunt dennoch! Die mehr oder weniger intensiven Regenfälle Mitte August und September retteten dann die Weinberge und Regionen, in denen der Punkt ohne Wiederkehr durch Wasserstress noch nicht erreicht war, manchmal aber war es zu spät. 2022 ist somit durch sehr starke Heterogenität zwischen und auch innerhalb der Appellationen gekennzeichnet, grandiose Schönheiten und vertrocknetes, unreifes Elend liegen oft nah beieinander, alles hing am seidenen Faden. Unsere Verkostungen bei den Erzeugern und unsere akribische Auswahl hat in diesem Jahrgang 2022 noch mehr Bedeutung als je zuvor.Südliche Rhone:Wider Erwarten sind die Weißen harmonisch, aromatisch und nicht fett und alkoholisch, es gibt viele großartige Erfolge. Erstaunlich und superb! Die Qualität der Roten ist deutlich heterogener. Unbalanciertheit, Disharmonie, spröde und harte Tannine und mangelnde phenolische Reife findet man in vielen jungen Reben. Nur sehr alte Reben mit minimalen Erträgen und tiefem Wurzelwerk bieten komplexe und anmutige, ja sogar ganz große Weine der historischen Extraklasse.Nördliche Rhone:Der kühlere Norden blieb von den meisten Leiden des Jahrgangs verschont. Die vollständige Reife wurde fast immer erreicht und die Alkoholgrade blieben moderat. Die Gaumen der gleichermaßen großartigen Weißen und Roten sind üppig, prall und dennoch straff. Weine mit Typizität und Stil, die Sommeliers und Restaurants gleichermaßen glücklich machen werden. Ein historisch großer Jahrgang!

Mein Winzer

Dard et Ribo

René-Jean Dard und Francois Ribo sind so etwas wie die „unfreiwilligen“ Natural Wine Rockstars der nördlichen Rhône. Unfreiwillig, weil die beiden seit den 1980er Jahren schon minimal-invasiven Wein möglichst ohne Zusätze oder önologische Eingriffe herstellen.

Crozes Hermitage Blanc 2022