Weißburgunder *** Selectionswein Großes Gewächs 2023

Holger Koch: Weißburgunder *** Selectionswein Großes Gewächs 2023

Zum Winzer

94–96+
100
2
Weißburgunder 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2040
Verpackt in: 6er
9
voll & rund
fruchtbetont
mineralisch
3
Lobenberg: 94–96+/100
6
Deutschland, Baden
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Weißburgunder *** Selectionswein Großes Gewächs 2023

94–96+
/100

Lobenberg: Großes Gewächs Selection genannt, obwohl Holger Koch nicht im VDP ist, denn das ist kein geschützter Begriff. Die genaue Lagenbezeichnung dieses Weins wäre »Eichbuck«. Weder Großes Gewächs noch Eichbuck stehen auf dem Etikett, auch um keine schlafenden Hunde in Behörden zu wecken. Die besagte Lage liegt auch neben dem Weingut, allerdings in höherer Lage auf bis zu 350 Höhenmetern. Viel Wind, kühl, Süd- Südostexposition. Allerdings hat Holger seine windigsten und kühlsten Lagen seinem Pinot Noir vorbehalten. Etwa 3 Meter Löss-Auflage auf aufgeschüttetem Vulkanschotter. Das Ganze sind Selection Massale Reben aus dem Elsass, 2002 gepflanzt. Der Ausbau erfolgt in einem 600 Liter Stockinger Fass, mehr gibt es nicht. Auch hier der Kunstgriff von Holger Koch, es wurde ein ganz kleiner Teil der Ernte wird komplett auf der Maische und auch über 10 Prozent mit Trub – also Dreck und Speck – vergoren und vor dem Ausbau im Holzfass dann wieder cuvetiert, einfach um mehr Struktur zu bekommen. Die Nase ist absolut genial! In diesem ausgesprochen frischen, animierenden Duftbild verbinden sich grünliches Steinobst, warme Zitrusfrucht, Mandarine, Kumquat, Kaffirlimettenblätter, grüne Birne, mit einer intensiven Steinigkeit. Der Mund ist wunderbar zart und fein, superfrische Frucht, vibrierend und saftig. Der Speichel fließt in Strömen, der Grip zieht an allen Papillen, schöne Tanninstruktur. Viel zarter Schmelz und schöne Konzentration. Dann satter Grip im Finale. Die weiße Frucht als Dominante wird gut eingeholt, deutlich mit pikanter Frische unterlegt. Gute Spannung zeigend, weiße Blüten und Zitronenmelisse. Feiner Wein mit Fokus und Länge. Gefällt mir extrem gut. 94-96+/100

Jahrgangsbericht

Der Winter 2022 auf 2023 brachte endlich, wovon wir in den letzten Jahren oft zu wenig hatten: Niederschlag. Dank Regen satt, waren die Wasserreserven nach dem viel zu trockenen 2022 endlich wieder gut gefüllt, was den Reben einen vitalen Start ins Frühjahr eröffnete. Nahezu keine Frostschäden und paradiesisches Wetter begleiteten eine tolle Austriebs- und Blütezeit, die die Winzerherzen höherschlagen ließ. Es folgte, woran wir uns – mit Ausnahme von 2021 – bereits gewöhnt haben: ein heißer und (zu) trockener Sommer. An den kargsten Standorten gab es wie im Vorjahr etwas Trockenstress. Die älteren Reben kamen aber aufgrund der satten Winterniederschläge glimpflich und sehr gesund durch den provençalischen Frühsommer. Nichtsdestotrotz hätte 2023 eine mittlere Katastrophe werden können, wenn die Trockenheit bis zur Lese so durchgepowert hätte, doch ausgerechnet der sonnenverwöhnte August brachte die Kehrtwende auf den Hacken, denn es war der regenreichste August seit langem. Ab Anfang/Mitte September – gerade recht zur Lesezeit – machte das Wetter vielerorts erneut eine Kehrtwende und schwenkte zurück zu sonnig-warmen, trockenen Verhältnissen. Die bereits kühleren Nächte ermöglichten eine hocharomatische Ausreifung, die 2023 diese gewaltige Fruchtstärke und kühle Brillanz beschert hat. Tatsächlich sahen die Trauben mancherorts aus wie von einem anderen Stern: goldgelb, hochreif und voll praller Energie und Saft. Ob 2023 wirklich DAS Jahr der Jahre ist, steht natürlich noch in den Sternen, aber die Vorzeichen sind mehr als grandios… es ist aus mehreren Gründen der faszinierendste Jahrgang der letzten Jahre. Kein Jahr zuvor war in der Vegetationsperiode so »sonnig« UND so »nass« zugleich. Also doch kein reines (Wein-)Wunder, dass 2023 diese wundervolle geschmackliche Mischung zwischen den aromatisch-dichten 2018ern und 2019ern, sowie den rassig-kühlen 2012ern und 2013ern ist. Warme, satte Agrumenfrucht ohne Ende, von Grapefruit bis Quitte ist alles dabei – und darunterliegend immer wieder dieser mitreißende Speichelturbo. Die Weine haben mehr Dichte als in 2020, eine höhere Reife als in 2021 und mehr Geschmeidigkeit als in 2022 – deshalb gefällt mir der Jahrgang beim Riesling in der Breite bisher auch besser als seine Vorgänger. 2023 kann sowohl 2021er Riesling-Freaks als auch Fans des runderen 2018 abholen. Die Einzigartigkeit der 2023er Rieslinge liegt im Akkord aus beeindruckender Dichte, die selten schwer wirkt, glasklarem Terroircharakter und einem Trinkfluss für die Götter. Die höhere Wasserverfügbarkeit der Reben hat vielen Weinen einen schwer in Worte zu fassenden »Fluss« verliehen. Die Besten sind so reich und geschmeidig, dennoch nie fett oder überwältigend, immer freudvoll und saftig. Vor allem im direkten Vergleich mit dem phenolisch-festeren und etwas kargeren Vorjahr 2022, ist das ein Quantensprung in Richtung früher Trinkbarkeit und Gourmetfaktor. Ich kann mir gut vorstellen, dass 2023 sogar bei den großen Weinen für eine längere Zeit offen und zugänglich bleibt. Das gibt dem Jahr potenziell ein riesiges Trinkfenster, denn dank tiefer pH-Werte und großer Balance ist das allemal auch ein Jahrgang für den Keller. In der Spitze sind die 2023er buddhistische Rieslinge. Keines der letzten drei Jahre hatte ein so stimmiges Gesamtbild aus expressiver Frucht, samtig-dichter Textur und perfekt reifen Säuren. 2023 fließt einfach – Hedonismus pur!

Mein Winzer

Holger Koch

Holger Kochs Weingut befindet sich in Vogtsburg am Kaiserstuhl. Seine Weinberge aber vollständig im kühleren, höher gelegenen Bickensohl. Holger ist absoluter Spezialist für trockene Burgundersorten. Seine Weiß- und Grauburgunder und die Pinot Noirs verkörpern einen äußerst subtilen Stil, einen der...

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