Saint Joseph Lieu-dit Paradis 2023

Ferraton Pere et Fils: Saint Joseph Lieu-dit Paradis 2023

Zum Winzer

95–96
100
2
Serine 100%
5
rot, trocken
13,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2049
Verpackt in: 6er
9
fruchtbetont
pikant & würzig
saftig
3
Lobenberg: 95–96/100
6
Frankreich, Rhone, Nordrhone
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Saint Joseph Lieu-dit Paradis 2023

95–96
/100

Lobenberg: Der erste Saint-Joseph nach der Verkostung der Crozes-Hermitages. Ich finde der große Sprung durch die leicht veränderte Vinifikation wird erst bei den Saint-Josephs so richtig deutlich. Wir gehen unglaublich fokussiert in einen Geradeauslauf, in pure rote Kirsche, Sauerkirsche und Weichselkirsche. Ein klein wenig rote Johannisbeere dahinter. Sehr puristisch, aber durchaus auch Charme zeigend. Unterlegt wird die Frucht von einer unheimlichen Würze, mit Salbei, eingelegtem grünem Pfeffer und Thymian. Wow! Nur das Riechen reicht schon! Welch schöner Duft und dennoch ist alles beieinander! Im Mund total schlank und geradlinig, was man in dieser Form nicht erwarten würde. Das ist in seiner tiefen Aromatik so wunderbar saftig und dennoch gibt die Säure in Verbindung mit den zarten Tanninen sehr viel Zug. Alles bleibt für Minuten im Mund, belegen jedoch nicht. Welch ein toller, schlanker Ausdruck der Serine. Erhaben, harmonisch und saftig! Das macht in seiner Eleganz unheimlich Freude! *** Paradis ist eine Einzellage im Besitz der Familie Ferraton, nur einen halben Hektar groß. Sie besteht aus drei verschiedenen kleinen Plots. Wir haben hier zu 100 Prozent die alte Syrah-Form, sprich Petite Syrah oder auch Sérine. Dieser Saint-Joseph steht auf Granit, ein Teil auf Löss und ein weiterer Abschnitt auf Lehm. Die Reben sind zwischen 30 und 50 Jahre alt. 6.500 Stöcke pro Hektar. Biodynamisch bewirtschaftet, wie alles bei Ferraton. Die Trauben werden vor der Gärung komplett entrappt. Diese erfolgt spontan im Beton. Danach wird ganz sanft abgepresst, überwiegend nur der Free Run Juice verwendet. Der Wein bleibt dann bis zum Frühjahr auf der Feinhefe. Dann wird abgezogen und hälftig ausgebaut in Tonneaux und 600 Liter Demi-muids und nicht mehr in Barriques. 2023 liegt der Anteil Neuholz bei rund 20 Prozent, wie im Vorjahr, also auch da wird weiter der Kurs gehalten, immer weniger Neuholz einzusetzen. Der Paradis hat eine Südexposition. Dadurch – und durch seine Böden – ähnelt er dem Kleinklima der Côte Rôtie. Er hat viel Power durch die ebenfalls vorhandenen Sedimentböden. Dementsprechend ist der Wein immer etwas schwarzfruchtiger, würziger und voluminöser als viele andere Saint-Joseph. Er bringt die Wärme der Sedimentböden und gleichzeitig die Kühle der Ostexposition und des Granitgesteins. Viele Insider wissen, dass Saint-Joseph die neue Côte-Rôtie ist, weil die Côte-Rôtie preislich schon so abgehoben ist. Dadurch, dass der Winemaker Damien den Schwefeleinsatz auf ein Minimum reduziert – im Keller wird den Weinen erst nach drei Monaten im Fass minimale Mengen zugegeben – werden die Weine deutlich präziser und eleganter. Auch zieht er die Weine nach der Malo ohne die Vollhefe aus dem Beton. Das ist neu seit 2022 und dadurch ist das Jahr feiner, mittiger und mineralischer als in früheren Jahren. Die Weine kommen etwas weniger voluminös und fleischig rüber. Der Alkoholgehalt der Weine liegt zwischen 13 und 13,5 Volumenprozent.

Jahrgangsbericht

Jahrgang 2023 Rhone: Ein Jahrgang auf Messers Schneide! Es brauchte nur ein paar Tage, die das Jahr zwischen einem »Grand Millésime« und einem »Millésime complexe« schwanken ließen. Der letztlich doch noch "klassische" Winter, der von einer ziemlich strengen Kälte geprägt war, verhinderte zum Glück den zu frühen Austrieb und damit jedes Risiko von Frühjahrsfrösten. Der folgende Vegetationszyklus brachte regelmäßige und glücklicherweise reichliche Regenfälle. Daraus resultierende Pilz-Krankheiten setzen die Winzer aber unter Druck! Die Erfahrung des Jahrgangs 2018 mit starkem Mehltau, der den Winzern noch leidvoll gut in Erinnerung ist, sorgte jedoch dafür, dass dieser Pilz-Druck bei den besten Winzern mit Erfahrung und viel Arbeit eingegrenzt werden konnte. Diese Winzer gingen somit gelassen und mit guten Wasserreserven in die Sommersaison, eine qualitativ schöne und große Ernte stand in Aussicht. Außerdem, und das ist selten, beglückte der Sommer die Winzer nochmal mit einigen milden Regenfällen. Am 15. August waren die Weinberge der Rhône gesund und grün. Die Winzer rieben sich die Hände, denn alles deutete auf einen »Grand Millésime« hin. Leider hat Mutter Natur, wie so oft in den letzten Jahren, in einigen Teilbereichen 2023 doch noch anders entschieden. Für einige Tage wurden die Weinberge der Rhône von einer extremen Hitzewelle heimgesucht. Die Trauben auf jungen Rebstöcken und jungen Terroirs hatten kaum eine Chance. Der totale Stillstand im Weinberg. Nur die wirklich alten Vieilles Vignes mit geringen Erträgen, dazu auf geschützten und alten Terroirs, fanden die Widerstandsfähigkeit, um ihre Trauben weiter zur optimalen Reife zu bringen. Die Katastrophe wurde somit nur in Teilen abgewendet, nur sehr alte Reben auf Top-Terroirs brachten grandiose Ergebnisse, aber in Summe über alle jüngeren Weinberge sind die Qualitäten wirklich mehr als heterogen, selbst in den arrivierten und besten Weinkellern... Eine grandiose, sehr spitze Spitze der Pyramide und darunter viel Durchwachsenes. Wieder einmal hat die akribische Selektionsarbeit im Weinberg ihren Sinn erfüllt! Die südliche Rhône: Paradoxerweise zeigen die Weißweine viel Lebendigkeit, Frische und aromatisch-mineralische Ausgewogenheit. Die Gaumen sind strahlend und harmonisch. Unerwartet und großartig. - Die Qualitäten bei den Rotweinen sind dagegen von Rebsorte zu Rebsorte sehr unterschiedlich. Entgegen allen Erwartungen kommen die Syrahs mit moderater Frucht erstaunlich gut weg. Die Weine aus sehr alten “Vieux Grenache” sind wunderbar rassig und von sehr großer Präzision, ein großes Jahr für sehr alte Reben. Junge Grenache aber litten sehr. Die nördliche Rhône: Hier gibt es weiß eine gewisse Ähnlichkeit mit den so herrlichen südlichen Weißweinen, wobei die Dichte sogar etwas ausgeprägter ist, superbe Ergebnisse... Die Qualitäten bei den Rotweinen variieren jedoch von einer Appellation zur anderen und sogar innerhalb der Appellation, abhängig eben vom Rebalter und vom Terroir. Ein Jahrgang, der uns bei den wenigen richtig gelungenen und großen Weinen in der Spitze, aber eben nur da, enorm an den Superjahrgang 2016 denken lässt. Und für den Norden des Nordens gilt »Spéciale!«: Saint Joseph, Condrieu and Cote Rôtie zeigen einige Jahrhundertweine.

Mein Winzer

Ferraton Père et Fils

Samuel Ferraton, Vertreter der vierten Generation im Weingut, gab 1998 dem Haus einen neuen Impuls durch eine finanzielle Partnerschaft mit dem Haus Chapoutier bei gleichzeitiger Wahrung der qualitativen Unabhängigkeit.

Saint Joseph Lieu-dit Paradis 2023