Lobenberg: »1 Tal« ist kein Fantasiename, sondern tatsächlich der Name einer nur 0,5 Hektar kleinen Einzellage, die in einem Seitental zwischen den Deidesheimer Lagen Mäushöhle und Petershöhle liegt. Geprägt von rotem und gelbem Sandstein. Sie ist nicht klassifiziert, da sie viele Jahre lang immer zu kalt war, weshalb die Trauben hier häufig nicht perfekt ausreifen konnten. In Zeiten des Klimawandels sind diese Lagen aber dann natürlich bevorteilt; hier ist es heute warm genug und gleichzeitig auch kühl, da 1 Tal fast durchgehend beschattet ist. Das lässt ausgereifte Weine entstehen, die aber immer frisch, ultrapräzise und kühl wirken. Die Säuren sind immer hoch, weshalb die Seckingers jedes Jahr quasi gezwungen sind, eine Maischestandzeit durchzuführen. Im kühlen Jahr 2021 waren die Säurewerte sogar bei knapp 15 Gramm pro Liter, also brauchte es vier bis fünf Tage Maischestandzeit. Ausbau im zweitbelegten Tonneaux. Die Nase ist schon so ultraklar, kühl und reduktiv. Überhaupt nicht leise, durchaus expressiv und fast schon fordernd in dieser Spannung aus Feuerstein, Austernschale, Meeresbrise, zerstoßenem Kalkstein und nur ganz dezenter Zitrusfrucht. Zitronengras, Bergamotte, Salzzitrone, gelber Apfel und unreife Mirabelle. Etwas Sauerteigkruste. Am Gaumen sehr karg, zupackend und puristisch. Purer Geradeauslauf auf der Säurespur, die als Gegenspieler für die immense, salzige Mineralität und das griffige Gerbstoffgerüst herhalten muss. Wow, hier geht wirklich die Post ab! Vibrierend und so voller Spannung, vor Mineralität berstend. In Salz gerollte Amalfizitronen, wieder etwas gelber Apfel. Die dichte, kristalline Säure läuft immer wieder an den Zungenrändern entlang. Großartige Länge, geniales Spiel aus verschiedensten Texturen. Das ist ein wirklich großer Riesling auf absolutem Top-Niveau! So eigenständig und komplex, ganz stark! 97+/100