Lobenberg: Der Sommer war relativ trocken, allerdings kam im August dann etwas Regen rein, was den Jahrgang entspannt hat und den Ertrag etwas erhöht. Dadurch ist die Zuckerreife nicht so durch die Decke wie 2020 und der Alkohol ist im Schnitt einen Grad tiefer in Weiß und Rot bei Pierre Morey. 2022 ist ähnlich Zugänglich wie 2020, schmeckt schon aus dem Fass himmlisch gut, ist aber nicht ganz so reich, sondern einen Ticken feiner gezeichnet und etwas kühler. Ein bisschen der Mittelweg zwischen dem reichen 2020 und dem schlanken 2021. Auch dieser Wein ist natürlich biodynamisch, er wurde komplett in gebrauchtem Holz vergoren und ausgebaut. Während des Ausbaus erfolgte auch eine Batonnage, die Hefen werden dabei zur Aromavervollkommnung aufgerührt, das ergibt mehr Volumen und Ausdruck. Der Wein bleibt, wie alle Weine von Pierre Morey, zwischen 18 und 20 Monate im Holz, dieser einfache Chardonnay nur im gebrauchten ein-, zwei- und dreijährigen Holz. In 2022 hat Anne sich aber entschieden die Hälfte der Weine ab Juni, nach dem ersten Abstich, in Betontanks zu legen, um noch etwas mehr die Frische und Präzision zu betonen. Eine wunderbare Nase mit frischem weißem Pfirsich, gelbem und grünem Apfel, sehr strahlend, dicht, saftig, einnehmend, charmant, aber mit hoher Spannung und viel vibrierender Energie, die man bereits in der Nase erahnen kann. Was für ein freudvoller Wein! Der Mund ist eine Explosion an Salz, frischem Apfel, süßem Kalkstein, enorme Spannung, sehr frisch, sehr verspielt und straff. Wow, gefällt mir noch besser als das superkühle und stramme 2021, das hätte ich gar nicht erwartet. Leichte Feuersteinunterlegung im Nachhall, steinig, lang. Das ist schon ein verdammt guter Chardonnay, vielleicht sogar best ever hier. Great Job! 93/100