Tollot Beaut: Corton Grand Cru 2022

Lobenberg: Aufgrund der winzigen Erntemenge von nur 18 Hektolitern pro Hektar hat sich Nathalie Tollot entschlossen erstmalig in der Geschichte der Domaine beide Cortons, also Corton Combe (Corton Grand Cru auf dem Label) und Corton Bressandes, zusammenzulegen. Schon die Trauben wurden zusammen geerntet und gepresst. Es gibt 12 Fässer totale Produktion. Die Trauben werden komplett entrappt, Kaltmazeration im Beton, spontan vergoren. Malo und Ausbau für rund 18 Monate in überwiegend gebrauchten Barriques. Seit dem Jahrgang 2014 setzt man nach der Entrappung eine optische Traubensortiermaschine zusätzlich zur strengen Lese im Weinberg ein. Ein Plus an Feinheit und Klarheit der Frucht, denn unreife oder unkorrekte Beeren werden per Luft rausgeschossen, und auch Stiele, Rappen oder anderer Beifang kommen nicht durch diese Kontrolle. Nathalie Tollot ist kein Freund von Neuholz, im Betriebsschnitt sind es nur 20 bis 25 Prozent. Tollot Beauts Stil ist an der Cote de Beaune was Jean Grivot an der Cote de Nuits ist. Nachdem es in 2021 aufgrund des Frosts nur einen einzigen Corton gab und keinen Bressandes, weil alles zusammengegeben wurde, sind sie mit 2022 beide einzeln zurück. Und wie! Eine reiche Blaubeerwolke, dazu mediterrane Kräuter, Anis und Lavendel. Sehr intensiv, druckvoll und fast überwältigend in seiner Duftigkeit und Präsenz. Wann hat ein Corton mal so einladend süß und charmant gewirkt in der Jugend?! Ich kann mich kaum erinnern. Die größte Überraschung ist aber die saftige Frische. Eine Säure, die gar nicht so weit von 2021 entfernt ist, obwohl der Jahrgang sooo viel heißer war. Dieser Stoff, mit seiner salzig-frischen Säure und der zarten Frucht, bekehrt sogar Jünger der Cote de Nuits. Ein sehr schicker Corton für die Freude und die Gourmandise. 95-96+/100