Lobenberg: Der Barolo Le Vigne ist eine Cuvée aus verschiedenen Lagen, inklusive der Toplagen Villero in Castiglione Falletto und Baudana in Serralunga., Novello die Lage Merli, Vignane in Barolo. Ab dem Jahrgang 2019 kommt eine fünfte Lage aus alten Reben in Monforte aus dem Weinberg Le Coste, der direkt vor einem meiner absoluten Lieblingsrestaurants des Piemonts, dem La Poste, liegt. Das Mikroklima ist im Süden der Region ist kühler und die Lagen in Monforte bringen zum einen auf Grund ihrer Höhenlage, zum Anderen durch den kühlenden Einfluss der noch höher gelegenen Alta Lange etwas weiter südlich (von hier sinkt kühle Luft hinunter) Frische in die Cuvée. Auch die in der Nähe des Tanaro Flusses gelegene Lage Merli trägt zur Frische bei. Der Le Vigne ist also ein traditioneller Verschnitt der verschiedenen Terroir-Ausdrücke. Alle Lagen werden separat gelesen und ausgebaut und erst vor der Abfüllung geblendet. Die Qualitätsphilosophie bei Sandrone ist kompromisslos. Selbst beim Dolcetto werden die Fässer, die nicht gut genug sind, abverkauft. Die Bearbeitung beider Barolo geschieht bei Sandrone auf die gleiche Art und Weise. Vollständige Entrappung, acht Tage kalte Mazeration, dann weitere drei Wochen Fermentation im Stahltank mit anschließender Verweildauer auf der Schale. Verwendung nur des Vorlaufweins nach der Vergärung, kein Presswein. 24 Monate langer Ausbau zu 80 Prozent in gebrauchten 500 Liter fassenden Tonneaux, 20-25 Prozent davon sind neues Holz, kein Abzug, keine Bâtonnage. Dieser junge Barolo hat eine wunderbar weinige Nase, auch den Ausbau im Holzfass kann man an der Nase in seinem jungen Stadium im Moment noch deutlicher wahrnehmen. Ein Hauch Vanille, Zimt und Lorbeerblatt. Rote, saftige, süße Kirschen und Pflaumen, zarte junge Rosentriebe, ein Hauch schwebender Kräuter und Veilchen Aromen. Was für eine wunderbare, verspielte Vielschichtigkeit. Im Mund ist das ein ziemlich perfekter, kompletter Wein. Die Harmonie ist schlichtweg out of this world! Ultra saftige Kirschfrucht rollt durch meinen Mund. Dabei hat der Wein Spannung und vibrierende Frische. Die Tanninstruktur ist unglaublich fein, aber das sind Tannine, die man fast kauen kann (und möchte!). Strukturiert aber eben grandios harmonisch. Wellen an frischen, aromatischen Kräutern kommen mit einem Hauch Zitrus hinterher. Ich bin verzückt von diesem ultra verführerischen Le Vigne. Er ist zugänglicher als der strukturiertere 2019er, aber zugleich auch ein Touch vollständiger, verführerischer und saftiger. Sandrones Le Vigne gehört jedes Jahr zum besten Wein der Region.
Der Jahrgang 2020 ist der Mittlere einer Trilogie herausragender, großer Jahrgänge im Piemont. Im Weinberg waren die Konditionen des Bilderbuch-Jahrgangs absolut perfekt. Während der Wachstumsperiode wurden die Reben mit ausreichend Regen versorgt, die Temperaturen waren im Sommer warm und ausgeglichen, ohne Hitzespitzen. Ab September sorgten die kühlen Nachttemperaturen für das langsame, gleichmäßige Ausreifen der Trauben – also hervorragende Voraussetzungen. Wenn man den Jahrgang mit nur einem Wort beschreiben müsste, wäre es »Balance«. Die besten 2020er Nebbiolo Weine sind mit unendlich dichter, manchmal beinahe überwältigend intensiver, umwerfend attraktiver, saftiger, vibrierender, roter Frucht ausgestattet. Sie haben viele, dafür aber unendlich feine, rund polierte Tannine, die harmonisch in diese opulente »Fruchtwelle« integriert sind, ihre rassige Säure verleiht den Weinen neben diesem Tanningerüst zusätzlich ein vielversprechendes Reifepotential. Ob ihrer reifen Frucht werden die 2020er Baroli und Barbaresci dennoch vor den noch intensiver und klassischer strukturierten 2019ern und auf jeden Fall vor den 2016ern in ihr Trinkfenster kommen. Das Barolo Consortium vergleicht 2020 mit dem Jahrhundertjahrgang 2016, aber die Weine haben genuss-technisch sogar noch mehr auf dem Kasten, denn sie erreichen eine traumhafte Kombination aus der ultra-hedonistischen Frucht des Jahrgangs 2018 mit der phänomenalen, klassischen Struktur des Jahrgangs 2019. 2020 ist also »The best of both worlds«.