Barolo La Serra 2020

Roberto Voerzio: Barolo La Serra 2020

Zum Winzer

97–98
100
2
Nebbiolo 100%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2040
Verpackt in: 6er OHK
9
tanninreich
seidig & aromatisch
strukturiert
3
Lobenberg: 97–98/100
Suckling: 99/100
6
Italien, Piemont
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Barolo La Serra 2020

97–98
/100

Lobenberg: La Serra ist die höchste Lage in La Morra, und damit die höchste Lage von Voerzio und in der Langhe überhaupt, auf 400-420 Metern Höhe direkt am Ortsausgang Richtung Barolo. Südost-Exposition. Schon auf 8.000 Stöcke je Hektar aufgestockt – die Reben in La Serra wurden 2007 und 2008 komplett neu gepflanzt. Die Böden sind hier extrem karg, 70 Prozent bestehen aus Kalkstein und Felsen. Entsprechend der Höhe und der Sonnenexposition ist der La Serra der feinste, verspielteste und der zarteste Wein von Voerzio. Er wird ob seiner Zartheit oft unterschätzt, ist jedoch in warmen, runden Jahren ob seiner verspielten Feinheit und hohen Säure der beste Wein Voerzios, zumindest aus meiner Sicht und aus der Sicht des Winzers. Jede Pflanze, also jeder Weinstock, bringt bei Roberto Voerzio nur unter 500 Gramm Beeren aus maximal 5 winzigen Trauben. Nur die fünf stocknahen Trauben werden belassen, und einige Zeit vor der Lese wird die untere Hälfte der Traube (mit der höheren Säure) vorsichtig weggeschnitten. Diese Ertragsreduzierung soll aber nicht die Intensität erhöhen, sondern saftige Frucht mit genialer Balance erreichen. Wahrscheinlich ist Voerzio der extremste Winzer der Welt. Bei so extremer und qualitativ auch gewünschter Ertragsreduktion ist es dauerhaft jedoch wichtig, die Stockdichte auf Zehntausend je Hektar zu erhöhen. Das erfolgt laufend, aber das wird auch noch Aufgabe der Folgegeneration um Sohn Davide Voerzio bleiben. Natürlich erfolgt hier die Arbeit vom Weinberg bis zum Keller biologisch-organisch (nicht zertifiziert, das Ansehen der italienischen Zertifikate ist wegen diverser Undurchsichtigkeiten arg ramponiert). Nur Spontanvergärung. Wie alle Weine Voerzios 100 Prozent entrappt und für zwei Jahre in burgundischem, sehr dichtporigem Holz, das minimal getoastet wurde, ausgebaut. 20 bis 25 Prozent der Fässer sind neu, der Rest wurde maximal sechs Mal befüllt. Bei so extrem geringen Erträgen und biologische Weinbergsarbeit ist die Traubenreife deutlich schneller als bei Standardbetrieben, i.d.R. gibt es hier 3 Wochen Vorsprung, man erntet vor allen Kollegen oder erreicht in anders verlaufenden Jahren eine höhere Reife und Komplexität. Auch liegt bei Voerzio trotz der hohen inneren Reife die Säure immer höher. Voerzios Weine sind immer reif und extrem frisch zugleich. Zartes Rubinrot mit einem Hauch Orange. Die Nase ist hier wunderbar burgundisch und sehr ätherisch. Rote Kirschen mit feiner verführerischer Würze. Minze, feine Kräuter und weiße Blumen schwingen mit und gehen in eine duftende Erdigkeit über. Alles in allem sehr rotfruchtig und finessereich. Im Mund hat der Wein eine monumentale Struktur. Wow! Mit diesem Hammer Mundeintritt hatte ich nach der verspielten Nase nicht gerechnet. Die Tannine sind griffig und kalkig strukturiert und treffen zuerst mit einem Knall auf die Zunge. Im Mund merkt man die Höhenlage ganz klar an der Killerpräzision der Tannine. Dann kommt die reife Kirschfrucht, auch etwas gelber Pfirsich und gelbe Blüten. Die Frucht ist beinahe schwebend, so ultra fein und wunderbar duftig, sie schmiegt sich im Nachhall um die Tannine. Mir läuft dabei das Wasser im Mund zusammen. Es folgt ein minutenlanger Nachhall. Was für ein Drama im Glas. Absolut fantastisch! 97/100

Jahrgangsbericht

Der Jahrgang 2020 ist der Mittlere einer Trilogie herausragender, großer Jahrgänge im Piemont. Im Weinberg waren die Konditionen des Bilderbuch-Jahrgangs absolut perfekt. Während der Wachstumsperiode wurden die Reben mit ausreichend Regen versorgt, die Temperaturen waren im Sommer warm und ausgeglichen, ohne Hitzespitzen. Ab September sorgten die kühlen Nachttemperaturen für das langsame, gleichmäßige Ausreifen der Trauben – also hervorragende Voraussetzungen. Wenn man den Jahrgang mit nur einem Wort beschreiben müsste, wäre es »Balance«. Die besten 2020er Nebbiolo Weine sind mit unendlich dichter, manchmal beinahe überwältigend intensiver, umwerfend attraktiver, saftiger, vibrierender, roter Frucht ausgestattet. Sie haben viele, dafür aber unendlich feine, rund polierte Tannine, die harmonisch in diese opulente »Fruchtwelle« integriert sind, ihre rassige Säure verleiht den Weinen neben diesem Tanningerüst zusätzlich ein vielversprechendes Reifepotential. Ob ihrer reifen Frucht werden die 2020er Baroli und Barbaresci dennoch vor den noch intensiver und klassischer strukturierten 2019ern und auf jeden Fall vor den 2016ern in ihr Trinkfenster kommen. Das Barolo Consortium vergleicht 2020 mit dem Jahrhundertjahrgang 2016, aber die Weine haben genuss-technisch sogar noch mehr auf dem Kasten, denn sie erreichen eine traumhafte Kombination aus der ultra-hedonistischen Frucht des Jahrgangs 2018 mit der phänomenalen, klassischen Struktur des Jahrgangs 2019. 2020 ist also »The best of both worlds«.

99
/100

Suckling über: Barolo La Serra

-- Suckling: Very pure and focused Barolo with strawberries and cherries with some cranberries on the nose. Medium to full body, with layers of very fine tannins that fill the mouth. Gorgeous intensity and focus. Lots of flavor and beauty. Plenty of fruit at the end. Great potential. Try after 2030. 99/100

Mein Winzer

Roberto Voerzio

„Der Barolo, den ich anstrebe, soll ein strenger Wein sein, komplex an der Nase und am Gaumen sehr feurig. Man soll verstehen, dass er Frucht bester Weinberge ist, geduldiger und emsiger Arbeit, großer Leidenschaft, in großer Einfachheit und mit Respekt vor der Natur.“ (Roberto Voerzio)

Barolo La Serra 2020