Riesling Vogelsang Großes Gewächs 2022

Christmann: Riesling Vogelsang Großes Gewächs 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

98–99+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2049
Verpackt in: 6er
9
frische Säure
mineralisch
3
Lobenberg: 98–99+/100
Lobenberg in Wiesbaden: 97–99/100
Decanter: 97/100
Suckling: 96/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Vogelsang Großes Gewächs 2022

98–99+
/100

Lobenberg: Seit 2020 ist der Vogelsang ein GG, eine relativ neue Lage im Christmann’schen Portfolio. Das ist ein sehr renommierter, tradierter Weinberg mit einem spektakulären Ausblick über Neustadt. Muschelkalkboden auf 240 Metern Höhe, direkt über der Stadt gelegen. Steffen Christmann hat diese Lage auf 30 Jahre gepachtet. Das ist nach dem Weingut Odinstal die zweithöchste Lage an der Mittelhardt. Die Reben sind um die 35 bis 40 Jahre alt. Der Weinberg wurde unter Christmann sofort biologisch-dynamisch bewirtschaftet und hat seit dem Jahrgang 2019 auch die entsprechende Zertifizierung. Die Besonderheit ist der 150 Millionen Jahre alte Kalkboden im Vogelsang, sehr viel älter als die Kalkschichten in Königsbach, die »nur« 50 bis 60 Millionen Jahre alt sind. Die Nase des Vogelsang ist extrem kristallin, steinig, Vogelsang ist immer am hellsten in der Mineralität. Ruht immer sehr in sich. Weißer Tee und weiße Blüten, Apfelblüte, Kamille, sehr dezent und weißfloral in der Nase. Dann kandierter Ingwer, etwas grüner Pfeffer und dezent weißer Pfirsich. Viel Frucht hat das nicht, das ist ein kühler, getriebener Terroirwein mit grandioser Finesse und Eleganz. Im Vergleich zum Ölberg nochmal fokussierter auf Mineralität getrimmt. Am Gaumen mit straffer Säure, aber nicht so zupackend wie 2021, sondern reifer, saftiger. Dennoch lang und mit festem Grip, immer wieder Druck aufbauend am Gaumen. In Salz gewendete Zitrusfrucht trifft auf weiße Johannisbeere. Das ist einerseits so klar wie Gebirgsbachwasser mit einigen Limettenspritzern, fegt dann aber mit einer unaufhaltsamen Dramatik durch den Mund. Kalkig und zupackend mit immenser Länge. Vogelsang gefällt mir in diesem Jahr besonders gut und sticht schon etwas heraus in dieser Reihe. 98-99+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

97–99
/100

Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Vogelsang Großes Gewächs

-- Lobenberg in Wiesbaden: Tolle Spannung im Mund, fein und cremig, dicht, fruchtig, lecker. Burgundisch, Meursault, das ist sehr schicker Stoff aus einer genialen Berg-Lage oberhalb von Neustadt. 97-99/100

97
/100

Decanter über: Riesling Vogelsang Großes Gewächs

-- Decanter: It is only the third vintage in which Christmann produced wine from Vogelsang and it succeeded brilliantly. The purity of the Riesling convinces with its clear, beautiful fruit, still untouched by age, precise with citrus in focus, plus peach, quince jelly and green herbs. Everything blends into a very elegant, cool, polished line that seems to go on indefinitely. Idig or Vogelsang, the two single-vineyard sites are competing for supremacy at Christmann in this vintage. 97/100

96
/100

Suckling über: Riesling Vogelsang Großes Gewächs

-- Suckling: A bunch of people say that the dry rieslings from the Pfalz cannot be really mineral or even really elegant, but this provides a very serious argument for the contrary. Very racy and mineral with an energetic acidity, but also the ripeness we associate with the region. Super-long, very clean citrusy and herbal finish. From organically grown grapes. Drink or hold. 96/100

Mein Winzer

Christmann

Seit 1996 ist Steffen Christmann in 7. Generation das Mastermind hinter Weingut A. Christmann. Inzwischen ist auch Tochter Sophie fest an seiner Seite. Das dynamische Duo steht hinter einigen der größten Weine der Pfalz aus biodynamischem Anbau.

Riesling Vogelsang Großes Gewächs 2022