Riesling Kallstadter Saumagen Auslese 2022

Koehler Ruprecht: Riesling Kallstadter Saumagen Auslese 2022

2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2028–2045
Verpackt in: 12er
9
voll & rund
mineralisch
3
Lobenberg: 96/100
Suckling: 95/100
Parker: 95/100
Galloni: 94/100
6
Deutschland, Pfalz
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Kallstadter Saumagen Auslese 2022

96
/100

Lobenberg: Der Kallstadter Saumagen ist die Paradelage von Koehler-Ruprecht und eine der legendären Lagen der Pfalz und auch ganz Deutschlands. Phillip Kuhn und Rings haben hier ebenfalls Parzellen, woraus sie ein Großes Gewächs keltern. Internationale Bekanntheit erlangte die kalksteinreiche Lage durch den früheren Besitzer von Koehler-Ruprecht Bernd Philippi, der hier spektakulären, trockenen Riesling erzeugte. Große trockene Rieslinge und der Kallstadter Saumagen – das gehört einfach zusammen. Die Vinifikation bei K-R ist seit jeher sehr traditionell und handwerklich, daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Vergärung erfolgt ausschließlich spontan, der Ausbau erfolgt in deutschen Stückfässern verschiedener Größen und die Weine werden nach verlängertem Hefelager komplett ungeschönt abgefüllt, also oldschool im besten Sinne! Die trockenen Auslesen sind das Herzstück der Produktion. Die Auslese trocken vom Saumagen kommt erstaunlich elegant und tief in der Nase. Feine Rauchigkeit, noch verschlossen mit deutlicher Kalksteinnote. Muschelschale, etwas Speck und die ganz typischen, hellen Tabaknoten, geröstete Mandel. Getrocknete Wiesenkräuter, weiße Blüten, gedörrte Apfelschalen. Auch etwas spritzige Frucht von Zitronenschale und Mirabelle. Die Frucht bleibt aber eher zurückhaltend jetzt in diesem jungen Stadium. 2022 war kein kühles Jahr, aber es gab relativ viel Regen, deshalb sind die Oechslegrade dann doch niedrig ausgefallen. Auch diese Auslese kommt sehr fein daher und ist zudem erfreulich niedrig im Alkohol, obwohl sie ziemlich trocken durchgegoren ist. Im Mund dann mit feiner Spannung aus reifen Säuren und feiner Mineralität. Satte, profunde Dichte ohne Schwere. Ja, unfassbar, die Auslese gleitet quasi schwerelos über die Zunge. Kalkig-salzige Mienralität wird von saftiger Nektarine begleitet. Zitrusfrucht nur ganz dezent, ein Hauch Mandarine vielleicht. Verhältnismäßig ein Leichtgewicht, aber die Anlagen für einen großen Wein sind vorhanden. Geniale Länge, ein wirklich großer Wein, der sich mit der Zeit ganz wunderbar entwickeln wird.

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

95
/100

Suckling über: Riesling Kallstadter Saumagen Auslese

-- Suckling: This exceptional level of ripeness was not common in the Pfalz in 2022, but this remains medium-bodied in spite of the stunning concentration of stone fruit with touches of passion fruit and pineapple. Anything but loud, this wine is more about structure and textural chalky minerality, both of which it has in abundance. Still tightly wound at the firm finish. Drinkable now, but best from 2025. 95/100

95
/100

Parker über: Riesling Kallstadter Saumagen Auslese

-- Parker: Pressed with 92° Oechsle, the 2022 Kallstadter Saumagen Riesling Auslese trocken opens with a clear, deep, rich, intense but elegant and aromatic as well as iodine-inflected bouquet with remarkable salinity and complexity. On the palate, this is a rich, saline and pretty powerful Saumagen with fig flavors and a stimulating salty and tensioned finish. 12.5% stated alcohol. Natural cork. Tasted at the domaine in November 2023. 95/100

94
/100

Galloni über: Riesling Kallstadter Saumagen Auslese

-- Galloni: The 2021 Riesling Kallstadter Saumagen Auslese trocken presents a mix of dried citrus zest on the nose, uniting spiky, lime, bright lemon and aromatic tangerine. The more air this gets, the more fragrant it becomes. The palate has litheness, intensity and a core of juiciest ripeness, and it is seamed with the zestiest citrus. This is such a beautiful expression of 2022, with concentration, length linearity and carefully weighted elegance. This is an exemplary style of the year. (Bone-dry)

Mein Winzer

Koehler Ruprecht

Das Weingut Koehler-Ruprecht mit Sitz in Kallstadt, etwas nördlich von Bad Dürkheim an der pfälzischen Weinstraße, liegt genau zwischen Mittelhaardt und Nordpfalz. Es ist eines der ältesten und traditionsreichsten Weingüter der Pfalz.

Riesling Kallstadter Saumagen Auslese 2022