Riesling Dalsheimer Hubacker 2022

F & F Peters: Riesling Dalsheimer Hubacker 2022

Zum Winzer

95–97
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2025–2037
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
3
Lobenberg: 95–97/100
Gerstl: 19+/20
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Dalsheimer Hubacker 2022

95–97
/100

Lobenberg: Dalsheim ist sehr windoffen und heterogen, immer wieder von Kalksteinadern durchzogen. Dieser Wein kommt von 30 Jahre alten Reben auf Kalksteinfels. Sehr intensive Gelbfruchtigkeit in der Nase, leicht exotisch-pikant werdend. Der Mund ist Kalkstein pur, erinnert an den Hubacker, aber auch an das Kirchspiel in Westhofen in dieser steinigen Puristik. Dennoch kommt es ruhiger und abgeschliffener daher als von den Tonschieferlagen bei Nierstein. Sehr pur, zitrisch, stahlig, glockenklar, läuft absolut geradeaus, ein Ortswein wie ein Laserschwert. Rieslingpuristen kommen hier voll auf ihre Kosten. 94/1002022 Riesling HubackerDer Dalsheimer Hubacker ist natürlich durch KP Keller sehr bekannt geworden. Felix Peters musste die Chance nutzen, als er hier ein Stück angeboten bekam. Handlese in kleine Bütten. Ganztraubenpressung auf einer alten pneumatischen Presse mit viel Luftkontakt, dann geht es mit Trub in die Edelstahltanks zur spontanen Gärung. Durch eine relativ kalte Gärhalle vergären Weine recht langsam, daher auch mit intensivem, langem Gärhefekontakt, was diese leicht reduktive Art noch verstärkt. Damit spielt Felix Peters ganz bewusst. Auch der Ertrag musste stark reduziert werden, damit die nötige Reife gut erreicht werden konnte. Das Wonnegau hat weniger unter der extremen Trockenheit leiden müssen als der superkarge Rote Hang. Entsprechend sind die Weine hier auch etwas gelbfleischiger geraten, dichter und druckvoller. Toller Rieslingduft mit Zitronenmelisse und gelbem Pfirsich, pink Grapefruit und etwas Waldmeister. Kristallin und kühl, mit der klassischen Wonnegauer Kalksteinmineralität. Wir haben auch diese dichte Seidigkeit, die diese hochklassigen Kalksteinböden bringen. Feines Salz, das sehr mittig durch den Mund läuft, dann wieder diese Pikanz aus der pinken Grapefruit an den Seiten. Ein toller Riesling, weil er mineralische Größe, also Bodenausdruck, hat und dennoch so geschmackvoll und saftig ist. Er hat nicht die Dichte von 21, hat aber den größeren Delikatessenfaktor. 95-97/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

19+
/20

Gerstl über: Riesling Dalsheimer Hubacker

-- Gerstl: Der Wein hat aktuell noch 7g Zucker, ist noch am Gären und entsprechend reduktiv, und doch zeigt er seine immense Mineralität und Komplexität. Am Gaumen ist er schon unglaublich zugänglich, die geniale, cremig weiche, aber irre rassige Säurestruktur ist der ideale Aromenträger. Auch an Konzentration und Fülle mangelt es dem Wein nicht, auch wenn das alles noch etwas wild wirkt und die Harmonie noch finden muss. Das Potenzial ist enorm, das wird ein Traumwein, zumindest nahe an der 20-Punkte-Vollendung. 19+/20

Mein Winzer

F & F Peters

Felix Peters hat bald zwanzig Jahre Berufserfahrung als Spitzenwinzer. Er war er unter anderem bei Schloss Halbthurn im Burgenland und bei der Domaine de la Vougeraie im Burgund tätig. Zudem war er Betriebsleiter und Aushängeschild des Traditionsbetriebs Sankt Antony in Nierstein und hat maßgeblich...

Riesling Dalsheimer Hubacker 2022