Silvaner Himmelspfad Großes Gewächs 2022

Rudolf May: Silvaner Himmelspfad Großes Gewächs 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

95–97
100
2
Silvaner 100%
5
weiß, trocken
13,0% Vol.
Trinkreife: 2025–2039
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
voll & rund
3
Lobenberg: 95–97/100
Vinum: 97/100
Suckling: 95/100
Weinwisser: 18+–18,5/100
6
Deutschland, Franken
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Silvaner Himmelspfad Großes Gewächs 2022

95–97
/100

Lobenberg: Der Himmelspfad ist eine der Toplagen von May. Der älteste Weinberg des Betriebs mit Pflanzjahr 1963, seit etwas über 10 Jahren in Besitz der Familie May. Reiner, steiniger Muschelkalkboden. Der Himmelspfad ist eine Südsüd-Lage, moderat steil, sehr karger Boden. Die Reben bleiben recht schmal, weil sie weniger Wuchs haben und auch die Trauben sind immer sehr kleinbeerig. Sehr frühe Lese in 2022, um die Frische zu erhalten. Die Reife war da und Mays hatten bis Mitte September alles gelesen, also vor dem größeren Regen schon. Es ist der Weinberg, der immer die kleinsten Trauben hervorbringt. Dichtpflanzung mit 10.000 Stöcken pro Hektar. Handlese in kleine Bütten, händische Selektion direkt im Weinberg. Die Nase ist sehr ruhig und erhaben. Hier stehen nur natürliche Selektionen, keine Klone. Diese alte deutsche Genetik ist einfach hervorragend, weil sie noch nicht auf hohe Produktion getrimmt war. Ein sehr eleganter Silvaner-Ausdruck, das ist der Gegenpol zu den Reinzuchthefen-Fruchtbomben, die es aus dieser Rebsorte in Franken zuhauf gibt. Wir gehen hin zum Bodenausdruck, zur kühlen Kräuterigkeit, zum Gestein. Austernschalen in der Nase, auch Bergamotte und etwas frisch aufgeschlagene Salzbutter. Das Holz perfekt eingebunden wie immer, es trägt den Wein, der knochentrocken ist, aber so seidig und dicht. Feines Salz belegt die Zunge und die Lippen. Der Wein wirkt zart, hat aber dennoch viel Druck und haftet lange und würzig auf der Zunge. Nicht ganz die innere Größe und Ruhe des Rothlauf, aber er ist animierender, vitaler und voller Spannung und Spiel, was ihn jung deutlich trinkfreudiger macht. 95-97/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

97
/100

Vinum über: Silvaner Himmelspfad Großes Gewächs

-- Vinum: Braucht unbedingt Luft, da er sich laufend verändert. mal wirkt er reif mit deutlichen Kernobstnoten, dann rauchig, salzig, nach Minuten wie eine Mischung aus beiden. Und dann wieder sehr ruhig. Absolut faszinierend. Auf der Zunge zeigt er sich entspannt, klar mineralisch geprägt, kaum Frucht, etwas Salzzitrone vielleicht. Aber die innere Ruhe, die Gefasstheit, sind außergewöhnlich. das lädt ein zum großen Schlucken, ist dabei aber so tiefgründig, kristallklar und unendlich tief wie selten. Benchmark! 97/100

95
/100

Suckling über: Silvaner Himmelspfad Großes Gewächs

-- Suckling: The complex nose of mirabelle, summer meadows and lilies makes this Silvaner GG stand head and shoulders above the great majority of wines from this grape in Franken. Excellent concentration, the generous yellow fruits beautifully intertwined with the fine tannins and gentle acidity. Long, intensely chalky finish. From organically grown grapes. Drink or hold. Screw cap. 95/100

18+–18,5
/100

Weinwisser über: Silvaner Himmelspfad Großes Gewächs

-- Weinwisser: Tiefgestaffeltes Bouquet mit dunkelwürziger Mineralik sowie Gelbfrucht, ist aber auch wieder etwas stärker vom großen Holzfass geprägt. Im Mund wieder sehr klassische Art, verbreitet burgundisches Flair, ungemein prägnant und fokussiert, dichtmaschig, ganz eigener Stil. Finessenreiches Finale. Braucht Zeit. 18+-18.5/20

Mein Winzer

Rudolf May

Rudolf May aus dem kleinen Winzerörtchen Retzstadt, nördlich von Würzburg, ist ein ruheloser Geist und als Mensch doch in sich ruhend. Immer auf der Suche nach den kleinen Veränderungen, die seine Arbeit perfektionieren. Aber alles in Einklang mit der Natur – wie seine Bio-Weine.

Silvaner Himmelspfad Großes Gewächs 2022