Glou Glou

FIO: Glou Glou "Orange Wine" 2022

Zum Winzer

95+
100
2
Müller Thurgau 50%, Weißburgunder 50%
5
weiß, trocken
10,5% Vol.
Trinkreife: 2023–2032
Verpackt in: 6er
9
exotisch & aromatisch
unkonventionell
leicht & frisch
naturbelassen
3
Lobenberg: 95+/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Glou Glou "Orange Wine" 2022

95+
/100

Lobenberg: Ein Blend aus Müller-Thurgau vom Schiefer und Weißburgunder vom sandigen Moselschwemmland hinter dem Gutshaus von FIO. Philipp Kettern strahlt über seine Müller-Thurgau 2022, scherzend stellte er fest, dass die Trauben so perfekt waren, dass er am liebsten nur Müller gehabt hätte in dem Jahrgang. Etwa drei Wochen auf den Schalen spontan vergoren, überwiegend entrappt. Ausgebaut im klassischen Moselfuder. Sehr feine Nase, Litschi, ein kleiner Hauch Stachelbeere, Mandarine mit feiner grünlicher Frische, verspielt und saftig im Duft. Die Nase ist nicht nur von der Schale dominiert, sondern hat auch eine grandiose Frische. Die Verblüffung kommt dann am Gaumen, denn dieser Orange Wine ist gar nicht so breitschultrig oder anstrengend. Im Gegenteil, sogar sehr saftig und fein kommt er daher, wunderbar erfrischend. Er hat durchaus eine herbe Art durch die Phenolik, das gibt ihm schon einen gewissen Kick und Anspruch in seiner leichten herbwürzigen Schiefer-Art, aber gleichzeitig total verspielt, feinfruchtig und animierend. Enormer Trinkfluss für einen Orangewein, weil die Schale nicht über die Frucht herrscht, sondern nur im Finale einen feinen Grip dazu gibt. Ich bin wirklich nicht der größte Fan von maischevergorenen Weinen. Aber das ist wirklich ein superbes Beispiel, wie man es machen muss, um die Trinkbarkeit, die Saftigkeit und die Freude zu bewahren. Das ist großartig, was FIO hier in die Flasche bringt. Klar, ein bisschen schräg ist das schon, aber mit dieser saftigen Orangen-Grapefruit-Pfirsich-Eistee-Kombination und dem Spiel aus Salz, Gerbstoff und Säure ist das ein hochindividueller, genialer Moselwein mit viel Charakter. Sicher einer der besten Orange Wines Deutschlands! 95+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

Mein Winzer

FIO

Das Projekt Fio ist eines der spannendsten an der Mosel überhaupt. Die Weine sind völlig einzigartig, was zu erwarten ist, wenn Mastermind Dirk Niepoort und seine Söhne ihre Finger im Spiel haben. Aufgrund Dirks tiefer Verbundenheit und Liebe zu den klassischen Rieslingen des Moseltals, konnte sein...

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