Riesling von blauem Schiefer 2022

Heymann-Löwenstein: Riesling von blauem Schiefer 2022

VDP

Zum Winzer

93–95
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2024–2042
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
3
Lobenberg: 93–95/100
Suckling zu 2021: 93/100
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling von blauem Schiefer 2022

93–95
/100

Lobenberg: Spontan vergoren im großen Holzfass. Er verbleibt bis zur Füllung auf der Hefe im Fass. Fast alle Fässer haben 2021 eine spontane Malo gemacht. In kühlen Jahren wie 2021 ist die Nase des Blauschiefer extrem schick, weil sie so kühl und fein ist. Die Frucht ist immer hell und kristallin, aber in 2022 ist es überraschenderweise gar nicht so stahlig und kernig wie sonst, sondern erstaunlich zugänglich und cremig, läuft auf weißer Pfirsich und Birne, tolle Minzfrische. Diese gesamte Erscheinung des Weines erinnert mich im positiven Sinne an einen Chardonnay aus dem Mâconnais mit dieser feinen Textur, der Cremigkeit und dem hellgelben Steinobst im Kern, das sich weich und geschmeidig im Mund ausbreitet. Das Salz des Schieferbodens gibt genug Frische, wirkt animierend und gibt den Beat vor. Man hat schon einge ungewöhnlich blumige Verspieltheit hier und wir gehen etwas weg von dieser Schärfe und Reduktion, die der Wein eigentlich hat und bewegen uns in Richtung Trinkfluss und Saftigkeit. Mir gefällt das gut, weil die Spannung am Ende schon noch nachzieht, weil die pikante helle Frucht schon auf der Zunge kreist, ohne dass es breit oder zu üppig wird. Aber es fühlt sich eben etwas anders an. Und wenn der Schieferterrassen der Zechwein par excellence bleibt, dann hat er mit dem Vom Blauen Schiefer jetzt einen minzig-kühleren und hellfruchtigeren Bruder im Geiste bekommen, denn SO saftig und einfach lecker war der Blauschiefer selten. Das ist schon genialer in dieser saftig-kühlen Eleganz, die jetzt eben etwas mehr über die Frucht schiebt als gewohnt. 93-95/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

93
/100

Suckling zu 2021 über: Riesling von blauem Schiefer

-- Suckling zu 2021: Striking aromas of lemon cream and lemon balm fill out this simultaneously sleek, texturally complex and elegant dry Mosel riesling. The very long wet-stone finish is underlined by fine tannins. From organically grown grapes with Fair'n Green certification. Drink or hold. Screw cap. 93/100

Mein Winzer

Heymann-Löwenstein

Cornelia und Reinhard Löwenstein erzeugen als unzähligste Generation der Familie auf den kargen, aber fruchtbaren Schieferterrassen oberhalb der Mosel Rieslinge, die zu den größten der Welt gehören.

Riesling von blauem Schiefer 2022