Riesling Uhlen Blaufüsser Lay Großes Gewächs 2022

Heymann-Löwenstein: Riesling Uhlen Blaufüsser Lay Großes Gewächs 2022

VDP

Zum Winzer

96–97+
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2052
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
frische Säure
3
Lobenberg: 96–97+/100
Lobenberg in Wiesbaden: 97–99/100
Weinwisser: 18,5/20
6
Deutschland, Mosel Saar Ruwer
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Uhlen Blaufüsser Lay Großes Gewächs 2022

96–97+
/100

Lobenberg: Der Wein wird, wie alle Weine, als Ganztraube 12 Stunden auf der Maische und den Schalen gelassen, dann vorsichtig abgepresst. Spontan vergoren im großen Holzfass. Er verbleibt bis zur Füllung auf der Hefe im Fass. Der Blaufüßer Lay zeigt seine typische kühle Cassis-Minz-Kombination, auch ein bisschen Bergamotte und Salbei. Der Wein schwebt, wirkt ätherisch und frisch, ohne dass er so krachend-stahlig ist wie etwa 2014 oder 2015 war. Nicht so scharf gezeichnet wie sonst, sondern etwas ausladender, burgundischer und erdiger in seiner Struktur. Die Mitte wirkt von heller Frucht und Feuerstein getragen, von kühlen Kräutern und nassem Stein. Die Säure ist präsent und pikant, leicht salzig unterlegt, aber geschmeidig genug, dass es hier jeglichen Extremismus verhindert. Ein Wein mit köstlicher Balance, der den langen Weg, den er vor sich hat bisher erst andeutet in diesem feinen Salz, das sich im Finale mit der sich fast kreidig anfühlenden Tanninstruktur verbindet. Der Wein hat richtig Grip und salzigen Zug hintenraus. Gerade wenn man denkt er hat den Mundraum verlassen, dreht nochmal der Mineralregler auf im herbsaftigen, kühlen Ausklang, der nach Pinienwald und frischer Minze schmeckt. 96-97+/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

97–99
/100

Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Uhlen Blaufüsser Lay Großes Gewächs

-- Lobenberg in Wiesbaden: Blaufüßer Lay ist bei Löwenstein immer schon die Eleganz pur, die Feinheitschlechthin beim Meister der barocken Wucht. Ungeheuer magisch in der Nase, man möchte reinspringen. Stein in unendlicher Feinheit. Birne und Quitte im Mund, etwas Apfel, Orangenzesten und feines, mildes Salz. Eine Freude, wenn auch nicht viel besser als das Röttgen GG, aber klar eleganter und eben feiner. Das macht viel Freude und hat erhabene Größe! 97-99/100

18,5
/20

Weinwisser über: Riesling Uhlen Blaufüsser Lay Großes Gewächs

-- Weinwisser: Blaugrauer tonhaltiger Schiefer. Weitgefächertes komplexes Bouquet, Schiefer, gelbe Früchte, hefig. Im Mund herausragend, reife Aprikose, schmelzige Hülle, rauchige Mitte, enorm saftig und vielschichtig, pikanter Schmelz, drückende Mineralität, sehr animierend und finessenreich. 18,5/20

Mein Winzer

Heymann-Löwenstein

Cornelia und Reinhard Löwenstein erzeugen als unzähligste Generation der Familie auf den kargen, aber fruchtbaren Schieferterrassen oberhalb der Mosel Rieslinge, die zu den größten der Welt gehören.

Riesling Uhlen Blaufüsser Lay Großes Gewächs 2022