Riesling 1920 2022

Sankt Antony: Riesling 1920 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

97–100
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,0% Vol.
Trinkreife: 2026–2048
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
exotisch & aromatisch
3
Lobenberg: 97–100/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling 1920 2022

97–100
/100

Lobenberg: Über 6 bis 7 Wochen gelesen in vielen Durchgängen, extrem selektiv. Es wurde hier nur sehr wenig Schwefel während dem Ausbau eingesetzt. Der 1920 ist eine Cuvée aus den besten GG Partien aus Hipping, Pettenthal, Brudersberg, Zehnmorgen und Orbel. Also ein absoluter Flagship-Wein des Weingutes, Best of Große Gewächse sozusagen. Das Ganze zu einem kleinen Teil im Holz ausgebaut, aber überwiegend im Stahl. Ich bin sehr froh, dass man sich entschieden hat so einen neuen Wein zu machen, denn das Ergebnis im Glas kann sich wirklich sehen lassen. Obwohl der Kellermeister mit Sebastian Strub unverändert blieb, gibt es seit dem Wechsel hier im Weingut von Felix Peters zu Dirk Würtz stilistisch schon einige Veränderungen. Man geht mehr zur Frucht, vielleicht etwas weniger stylisch, mit deutlicher Betonung des Ausdrucks des Roten Hangs, diese gelbwürzige Frucht steht im Vordergrund. Schöne, dichte, hochcharmante, europäische Frucht, roter Apfel, gelbe Birne, roter Weinbergspfirsich, Orangenschale, Kumquat und Kurkuma, gelbwürzig, auch etwas Hefewürze darunter. Der Mund ist gelbfruchtig mit rotbeerigen Einschüben, Mandarine, Nektarine, erdig, verspielt, sehr lang, mit kräutriger Wärme, Rosenblätter, kandierter Ingwer. Die ganze Ausrichtung von Sankt Antony ist jetzt ein wenig ein anderer, es ist nichts Elitäres oder positiv Schräges wie bei Kai Schätzel, nicht extrem mineralisch wie Wittmann oder gar Keller. Frucht ist das Ziel und Frucht ist hier drin und großes Potenzial und Alterungsfähigkeit kommt hier beim 1920 auch dazu, für mich bisher der erste große Wein hier bei Sankt Antony dieses Jahr, aber Hipping konnte ich noch nicht probieren, da er noch blubbert. 97-100/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

Mein Winzer

Sankt Antony

Ein Winzer aus Rheinhessen, der am Roten Hang nicht nur Riesling, sondern auch Blaufränkisch erzeugt? Dieses Bekenntnis zum Mut beschreibt Felix Peters wohl am besten.

Riesling 1920 2022