Battenfeld–Spanier: Riesling Frauenberg Großes Gewächs 2022
- 2
- Riesling 100%
- 5
- weiß, trocken
- 12,5% Vol.
- Trinkreife: 2026–2046
- Verpackt in: 6er
- 9
- mineralisch
- frische Säure
- 3
- Lobenberg: 98–99/100
- Lobenberg in Wiesbaden: 98–100/100
- Suckling: 97/100
- Parker: 97/100
- Jancis Robinson: 18,5/20
- Gerstl: 20/20
- 6
- Deutschland, Rheinhessen
- 7
- Allergene: Sulfite,
Abfüllerinformation
Abfüller / Importeur: Battenfeld-Spanier, Oelmühlstraße 25, 55294 Bodenheim
Riesling Frauenberg Großes Gewächs 2022
/100
Lobenberg: Der Frauenberg ist so unglaublich präzise und zupackend und so tiefmineralisch in dieser kristallinen Präzision. Voll auf karger Kalkigkeit laufend. Schon beim ersten hineinriechen kommt mir hier das Kirchspiel in Westhofen in den Sinn. Denn die Nase hier ist ebenso kristallin, helltönig und so enorm von Kalksteinmineralität geprägt, dass es purer kaum mehr geht. Das ist nicht verwunderlich, denn der Frauenberg in Flörsheim hat ein sehr ähnliches Profil von extrem kargem, hellem Gestein. Leichter Kalkschotter über purem Kalksteinfels – eben sehr ähnlich zum Kirchspiel. Der Weinberg ist zwar exponiert, wird jedoch permanent von kühlen Abwinden durchzogen, sodass die Trauben langsam und spät ausreifen. Frauenberg ist immer die zuletzt geerntete Lage von Battenfeld, aber zugleich die feinste und präziseste. In der Nase fast Meeresbrisen-artige Kühle mit saliner Unterlegung wie Austernschale. Filigrane und kalksteinige Nase, Graphit, Orangenschale, Anis, schicke Zitrusfrucht. Das ist wild und fein zugleich, abgehoben und vibrierend. Das ist Kalksteinriesling wie er purer kaum sein kann – eben genau wie das Kirchspiel. Zupackend, enorm mineralisch und Präzise, aber ohne Schärfe. Das ist sehr geradlinig, aber wunderschön, strengt nicht an. Wenn man in den kargsten Hochlagen Meursaults oder Chablis einen Riesling anbauen würde, dann könnte er wohl genauso schmecken wie dieser Frauenberg. Die Finesse und Leichtigkeit des Frauenbergs ist immer bestechend und 2022 ist für mich ganz großer Stoff. 98-99/100
Jahrgangsbericht
All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.
/100
Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Frauenberg Großes Gewächs
-- Lobenberg in Wiesbaden: Frauenberg kommt rauchig und steinig mit schöner Reduktion. Feiner Mund mit unanstrengender Frucht und salziger Mineralik. Schick und elegant mit Hang zur Größe und Hang ins Burgund. Das ist obere Rille und ganz klar großes Kino, 2022 passt perfekt zu diesem Wein! 98-100/100
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Suckling über: Riesling Frauenberg Großes Gewächs
-- Suckling: Deep, cool and mysterious this beauty has underplayed mineral majesty. A wide spectrum of fine citrus and stone fruit aromas plus a whiff of smoke are married to super-elegant acidity on the generous, but extremely precise palate. Super-fine and silky finish. From organically grown grapes. Drink or hold. 97/100
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Parker über: Riesling Frauenberg Großes Gewächs
-- Parker: The intensely yellow-colored 2022 Nieder-Flörsheim Frauenberg GG is from pure, calcareous soils and opens with a deep and chalky, lemony bouquet with notes of crushed stones, blueberry bushes. Round and refined on the palate, with fine, silky tannins and a smooth, chalky texture, this is a fabulous Frauenberg whose finish is still astringent and not singing but the potential is superb. It's a generous and substantial wine that should be drunk years from now. It will be released in spring of next year. 12.5% stated alcohol. Natural cork. Tasted at the domaine in July 2023. 97/100
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Jancis Robinson über: Riesling Frauenberg Großes Gewächs
-- Jancis Robinson: Delicate, shy aromas of chamomile and meadow flowers, crisp stone fruit, smoky accents. Smells of apple and rosemary. Beautifully structured and pitch-perfect harmony. Lithe, creamy and complex. Starts quiet then builds like a symphony on the palate: first the power of the drums set the rhythm and outlines, then come the horns with concentration, and finally the violins sing with herbal lift and acidity. And with such a steady build, the power of the music is nearly invisible until it is upon you in its perfectly harmonized whole. 18,5/20
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Gerstl über: Riesling Frauenberg Großes Gewächs
-- Gerstl: Jetzt wird es total fein, diesen Duft könnte man schon fast einem grossen Chablis zuordnen, diese sagenhafte florale Raffinesse erinnert sogar etwas an Raveneau. An Feinheit und edler Ausstrahlung ist das definitiv nicht zu übertreffen, das ist pure Sinnlichkeit, berührend vielfältig, ganz zart und filigran, was ist das doch für ein raffinierter Wein! Vibrierende Mineralität, aber total auf der zarten Seite, dieser Wein lässt den aufmerksamen Betrachter ehrfürchtig staunen. Wir haben es hier mit den grössten Weissweinen der Welt zu tun, da gibt es nicht den geringsten Zweifel. Alleine, wenn man die verschiedenen GGs im direkten Vergleich verkostet und feststellt, wie jeder Wein mehr nach dem Herkunftsort schmeckt als nach dem Jahrgang oder der Art und Weise wie er gekeltert wird. Grandios! 20/20
Battenfeld-Spanier
H.O. Spanier könnte man auch als den Grandseigneur Rheinhessens bezeichnen, nur wenige haben die Region und auch den deutschen Weinbau generell in den letzten Jahrzehnten so geprägt wie er. Er ist ein Bio-Pionier erster Stunde!