Riesling Hipping Großes Gewächs 2022

Kühling–Gillot: Riesling Hipping Großes Gewächs 2022

BIO

VDP

Zum Winzer

97
100
2
Riesling 100%
5
weiß, trocken
12,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2046
Verpackt in: 6er
9
mineralisch
voll & rund
3
Lobenberg: 97/100
Suckling: 98/100
Lobenberg in Wiesbaden: 97–99/100
6
Deutschland, Rheinhessen
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Riesling Hipping Großes Gewächs 2022

97
/100

Lobenberg: Die Reben, teilweise in Einzelpfahlerziehung, stehen im Zentrum des Roten Hanges. Komplett roter Tonschiefer. Ein sehr warmer Boden, direkt an der Reinfront, Ost- und Südostexposition. Dennoch schafft HO Spanier es immer die Weine mit moderatem Alkohol abzufüllen. Besonders hier im Hipping war es sehr trocken in 2022, aber durch perfektes Weinbergsmanagement haben wir hier einen wirklich überraschend schlanken Wein im Glas stehen. Feine Würze zunächst mit guter, leicht aufgeregter, reduktiver Spannung. Die Wildheit des Roten Hangs kommt hier mit Dramatik ans Licht. Der Mund hat neben der schönen warmen, wie in Salz gewendeten Zitrusfrucht auch die typisch mediterranen Elemente des Roten Hangs mit feinen Kräutern, sogar etwas Salzmandel, dann getrocknete Blutorange. Die Salzigkeit und der Tanninbiss sind nicht ganz so durchdringend und auf der Schärfe laufend in 2021, etwas mehr in Balance, aber irgendwo auch reduzierter aufs Wesentliche mit dieser feinen Gelbwürzigkeit im Nachhall. Rheinfront in Reinform! Ein absolut faszinierender, großartiger und unglaublich balancierter Jahrgang für den Hipping. 97/100

Jahrgangsbericht

All in all der wärmste Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen! An Vorurteilen gegenüber solchen Witterungsverhältnissen mangelt es uns als weinbauliche Nord-Nation ja nicht. Von den Winzern hatten wir aber schon einiges Erfreuliches gehört. Mit ein klein wenig gesunder Skepsis, aber gewaltiger Vorfreude starteten wir direkt nach der ProWein in unsere vierwöchige Verkostungsreise durch Deutschland. Schon wieder ein Rekordsommer also. Da geht das Kopfkino los. Wird ein Tim Fröhlich vor uns sitzen, der mit kaltschweißiger Stirn erstmals zugeben muss, dass die Star Wars-Ära endgültig vorbei ist? Keine surrenden Laserschwerter in den Fässern?! Knackt der immer trockener werdender Oliver Haag mit seiner Juffer-Sonnenuhr den historischen Brauneberger Alkoholrekord? Und wann wird Konrad Salwey wohl geerntet haben – Ende Juli? Wir waren ja auf alles gefasst. Doch dann glitzern die ersten Weine im Glas: fein, leichtfüßig, harmonisch, zugänglich und …elegant! 12% Alkohol! Wow!! Das glaubt einem ja keiner, der es nicht selbst auf der Zunge hatte. Der Jahrgang zeigt – bei den von uns verkosteten Weingütern, anders als etwa 2003 und 2018 – im Jungstadium kaum Anzeichen eines extremen Hitzejahres. Verblüffend. Mit der fortschreitenden Mediterranisierung der klimatischen Verhältnisse geht die Schere zwischen progressivem Weinbau und den geeignetsten Standorten und allem anderen immer weiter auseinander. Wir sehen das von Frankreich über Italien, Spanien und eben auch in Deutschland. Jeder hat mit sich ungeahnt rasch verändernden Bedingungen zu kämpfen. Doch wer im An- und Ausbau nicht vor 10 Jahren stehengeblieben ist, der beherrscht – fraglos mit teils immensem Arbeitseinsatz und Commitment – selbst solche dramatischen Trockenphasen und massive UV-Intensität. Fakt ist aber auch, dass die deutschen Top-Winzer in kaum einem Jahrgang zuletzt so viel abgestuft haben, so penibel waren in ihrer Traubenselektion und so hart mit der Auswahl der Gebinde bei der Cuvetierung. Lange wurde nicht mehr so viel Wein im Fass wegverkauft, gerade auch aus den jüngeren Rebanlagen und ultratrockenen Standorten. So selektiv wie die Winzer sollten auch wir Weintrinker mit dem Jahrgang sein. Wer sich auf Top-Lagen, Top-Weinbau und Top-Betriebe fokussiert, wird ein Füllhorn an atemberaubend guten, wunderbar eleganten Weinen finden. 2022 ist kein Jahr zum wahllosen Draufloskaufen. Denn von Bordeaux über die Rhône bis nach Deutschland sind sich Winzer in einem einig: einfach war der Jahrgang nicht. Trotz Jahrhundertsommer wurden mitnichten aus jedem Weinberg einheitlich große Qualitäten geerntet. Denn in 2022 ist durch die paradoxe Transparenz der Weine ein faszinierend klares geschmackliches Abbild der Terroirs zu erkennen – und damit auch der feinsten klimatischen Unterschiede. Rebalter, lokale Regenmengen, Wasserhaltefähigkeit, Bewirtschaftung, Laubarbeit, Erntezeitpunkt. Diese Details zählen in einem so extremen Jahr wie 2022 noch mehr als sonst. Denn selbst die kleinsten Fehlentscheidungen oder Defizite der Standorte werden von den Weinen kanalisiert. Der Jahrgang mag auf den ersten Blick nicht so durch die Bank makellos strahlen wie es vielleicht ein 2019 tat oder so mitreißend rassig wie 2021 aus dem Glas kommen. Wir sind eher bei eleganter Frucht ohne Üppigkeit, bei sehr balanciertem, reifem Säurespiel und Zugänglichkeit wie sie auch die schicken Jahre 2020, 2017 oder 2012 hatten. In der Spitze versprechen manche 2022er auf Augenhöhe mit den genannten zu sein – und zeigen Potenzial womöglich sogar darüber hinauszuwachsen. Einige Weine sind berauschend gut. Was für ein unendlich feiner, kühler, kraftvoller Morstein bei Wittmann, Christmanns Hammer-Idig, ein superintensives Ungeheuer bei Bürklin, ungeahnt tänzerisch-leichtfüßige, brillante Kabinette von Saar und Mosel, eine superbe Kollektion bei Luckerts, eine Juffer-Sonnenuhr bei Haag, die keinen Alkoholrekord bricht, sondern mit feingliedrigem Zug glänzt und ganz große Klasse auch bei Loewen. Es gibt so viel Grandioses zu entdecken in diesem Jahr und ich denke auch Weltklasse war drin. Weil der Jahrgang sich regional so unterschiedlich präsentieren kann, habe ich mich entschlossen kleine Abrisse der Regionen zu skizzieren. Genauere Details finden Sie in den neuen Verkostungsnotizen. Tauchen wir also ein ins heterogene, faszinierende, verführerische und teils so überraschend feine 2022, das viele Anklänge von 1999 (trockener Sommer, Regen im September), der Köstlichkeit von 2009 und dem ebenfalls verblüffend delikaten 2020 hat.

98
/100

Suckling über: Riesling Hipping Großes Gewächs

-- Suckling: The exotic fruit and spice aromas of this site are there, but this dry riesling masterpiece is still pretty closed. Then on the palate it takes you by surprise with a stunning interplay of concentrated stone fruit and racy brilliance, the slatey minerality totally breathtaking at the dangerously energetic finish. From organically grown grapes. Drinkable now, but best from 2025. 98/100

97–99
/100

Lobenberg in Wiesbaden über: Riesling Hipping Großes Gewächs

-- Lobenberg in Wiesbaden: So ganz anders. Himbeere und Rosenblätter, roter Stein, moderate Frucht, eher Loire als Rhein. Tolles blumiges Unikat mit unanstrengendem Lecker-Gen. Ich bin begeistert. So langsam glaube ich mehr und mehr, dass ich für mehr Wiederholungen von 2022 bin. Riesling ohne Aggressionen und unanstrengend und lecker. Kühn macht das über langen Fassausbau und andere über »late release«, andere über das Klima wie 22. Ein Wein für meine Freude! 97-99/100

Mein Winzer

Kühling-Gillot

Carolin Spanier-Gillot, man könnte auch sagen, die Grande Dame Rheinhessens. Sie und ihr Mann H.O. Spanier vom Weingut Battenfeld-Spanier vereint die tiefe Naturverbundenheit, die sich durch eine biologische bzw. seit 2005 auch biodynamische Arbeitsweise ausdrückt. Außerdem bringen beide...

Riesling Hipping Großes Gewächs 2022