Chateau La Clotte 2022

Chateau La Clotte 2022

Holzkiste

97–98
100
2
Merlot 85%, Cabernet Franc 15%
5
rot, trocken
15,0% Vol.
Trinkreife: 2029–2057
Verpackt in: 6er OHK
9
seidig & aromatisch
tanninreich
pikant & würzig
3
Lobenberg: 97–98/100
Falstaff: 96/100
Bettane: 96/100
Jeb Dunnuck: 94–97/100
Gerstl: 20/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau La Clotte 2022

97–98
/100

Lobenberg: 85 Prozent Merlot und 15 Prozent Cabernet Franc. Anders als Moulin Saint Georges, der als Einstieg in die Ausone-Gruppe gilt, ist La Clotte sicherlich näher dran an der Qualität des Topweines Ausone. In 2022 mit einer dichten, reichen, samtigen Nase. Viel schwarze Kirsche, süße Maulbeere, Brombeere und Cassis. Etwas rote Kirsche scheint durch, aber in Summe bleibt das dunkelschwarz mit Veilchen dazu. Aber kein Kracher, sondern eher ein verhaltener, schwebender Wein. Der Mund ist deutlich aufregender. Hier kommen auch ein bisschen Schlehe und Sauerkirsche unter die schwarze Frucht, unter die dunkle Lakritze mit Nougat und Nutella. Auch Orangenzesten im langen, salzigen Finale. Kein totaler Kracher, sondern eher ein verhaltener, samtig-seidiger und sehr eleganter Saint-Émilion von Kalksteinböden. Hat aber richtig Klasse! Insgesamt ist La Clotte sicherlich wie immer ein absoluter Geheimtipp, der schwer zu bekommen ist. Toller Wein! 97-98/100 *** La Clotte ist weiteres Weingut von Alain Vauthier von Château Ausone. Auf 100 Prozent Kalkstein mit einer kleinen Lehmauflage gelegen, unterhalb von Ausone in Südexposition. Vier Hektar mit rund 60 Jahre alten Reben, 6.000 Stöcke pro Hektar. Großes Terroir. Seit vielen Jahren ein Geheimtipp.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

96
/100

Falstaff über: Chateau La Clotte

-- Falstaff: Tiefdunkles Rubingranat, violette Reflexe, dezente Randaufhellung. Intensives Brombeerkonfit, reife Pflaumen, einladendes Bukett, ein Hauch von Nugat und Orangenzesten sind unterlegt. Saftig, stoffig, schokoladig und rund, reife, feine Tannine, bleibt gut haften, könnte man sofort trinken, sicheres Reifepotenzial. 96/100

96
/100

Bettane über: Chateau La Clotte

-- Bettane: 85 % Merlot und 15 % Cabernet Franc verleihen dem Tannin einen weichen, umhüllenden Griff und eine große Vornehmheit. Das ist Klasse. 96/100

94–97
/100

Jeb Dunnuck über: Chateau La Clotte

-- Jeb Dunnuck: Coming from vines southwest of the village and 85% Merlot and 15% Cabernet Franc, the 2022 Château La Clotte is one of my favorites in the lineup from the Vauthier family in 2022. Ripe black cherries, red plums, espresso, baking spices, and a beautiful sense of minerality all define the aromatics, and it's medium to full-bodied, with nicely integrated oak, ripe tannins, and a great finish. 94-97/100

20
/20

Gerstl über: Chateau La Clotte

-- Gerstl: La Clotte ist ein Weingut von Alain Vauthier von Château Ausone und seit vielen Jahren ein Geheimtipp. Tiefgründige, dunkle Frucht mit dem würzigen Charme der Cabernet-Franc-Frucht. Ein verführerisches Bordeaux-Parfum strahlt mir entgegen. Faszinierender Mix aus Frische und reifer Frucht. Vom La Clotte geht eine gewaltige Kraft aus. Ein Bouquet, das Noblesse und Eleganz in Perfektion ausstrahlt. Im Auftakt federzart im Gaumen, alles ist so seidig fein und aromatisch doch so imposant. Perfekt ausbalanciert bis ins letzte Detail und mit einer atemberaubenden Länge. Hätte mir jemand gesagt, dass dies der Ausone sei, ich hätte es sofort geglaubt. Der beste La Clotte, den ich je verkostet habe. (pb) 20/20

Chateau La Clotte 2022