Chateau Les Grands Sillons 2022

Chateau Les Grands Sillons 2022

Holzkiste

Zum Winzer

96–97
100
2
Merlot 70%, Cabernet Sauvignon 30%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2030–2050
Verpackt in: 12er OHK
9
pikant & würzig
saftig
strukturiert
3
Lobenberg: 96–97/100
6
Frankreich, Bordeaux, Pomerol
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Les Grands Sillons 2022

96–97
/100

Lobenberg: Süße, reiche, dichte Pflaumennase mit süßen Kirschen darunter. Amarenakirsche, braunschwarze Kirsche, ziemlich satt und intensiv duftig. Feiner Flieder darunter mit großer Harmonie, aber auch einer aromatisch-intensiven Duftwolke. Ziemlich opulent und erotisch. Im Mund auch wieder diese reife Pflaumenintensität mit hoher Aromatik. Feine seidige Tannine, satt, viel davon! Feine Salzspur und leichte Schärfe. Ein langer Nachhall mit Salz und Kalk. Helle Lakritze, auch hier wieder reife Amarenakirsche. Die Frische kommt aus der hohen Reife und aus der intensiven Aromatik. Feiner, klassischer, erotischer und sehr aromatisch-dichter Pomerol. Kein ganz großer Wein, aber weit vorne im Bereich der Einstiegsgrößen der Appellation Pomerol. Sehr balancierter, harmonischer, schicker Wein, fern der Moderne, sehr traditionell. Angenehm und hedonistisch und auf gleicher Höhe mit dem großen 2019er, nur im Charakter feinber und weicher. Überragender Preis für so einen feinen Wein aus Pomerol. 96-97/100 *** Ein mit 2,8 Hektar winziger Nachbar von Chateau Clinet. Zu klein, um aufzufallen oder Beachtung zu finden. Ein Schicksaal, dass dieser kleine Besitz alter Reben im Besitz von Philippe Dignac mit den ähnlich aufgestellten Guillot Clauzel teilt. 50 Jahre alte Reben. 90 Prozent Merlot und 10 Prozent Cabernet Franc. Sandige Böden mit etwas Kies und eisenhaltigem Lehm darunter. Die direkten Nachbarn sind Beauregard, Nenin und dann Richtung Saint-Émilion Figéac. Die großen Furchen – das ist die Übersetzung des Weingutsnamens. ISO 14001, also umweltschonend Level 3, das beste Niveau vor der Bio-Zertifizierung. Keine Herbizide und Pestizide, Bodenbearbeitung nur mechanisch mit Hacke und Pflug. Reben im einfachen Guyot-Schnitt, Handlese. 21 Tage Maischegärung im Stahl, komplett entrappt. 14 Monate Ausbau im gebrauchten Barrique. Ein Prinz muss kommen, um diesen Frosch zur strahlenden Schönheit zu machen. Das ist genau der Stil Pomerol, den ich so schätze. Weil das Chateau auf der gleichen Kies-Linse und auf sandigem Boden mit Eisenanteilen liegt wie Clinet, gibt es auch hier Cabernet Sauvignon im Blend. Und Cabernet, egal ob Franc oder Sauvignon, ist im Pomerol-Merlot-Meer der Schlüssel zur roten Frucht, zur Frische und zur rotkirschigen Finesse. Figeac, Clinet, alles meine Lieblinge.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

Mein Winzer

Les Grands Sillons

Ein mit 2,8 Hektar winziger Nachbar von Chateau Clinet, zu klein, um aufzufallen oder Beachtung zu finden, ein Schicksal, dass dieser kleine Besitz alter Reben im Besitz von Philippe Dignac mit den ähnlich aufgestellten Guillot Clauzel teilt. 50 Jahre alte Reben. Sandige Böden mit etwas Kies und...

Chateau Les Grands Sillons 2022