Chateau Julia Haut Medoc 2022

Chateau Julia Haut Medoc 2022

Holzkiste

Zum Winzer

96+
100
2
Merlot 60%, Cabernet Sauvignon 40%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2027–2047
Verpackt in: 12er OHK
9
strukturiert
pikant & würzig
tanninreich
3
Lobenberg: 96+/100
Gerstl: 18+/20
6
Frankreich, Bordeaux, Haut Medoc
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Julia Haut Medoc 2022

96+
/100

Lobenberg: 60 Prozent Merlot und 40 Prozent Cabernet Sauvignon. 14,5 Volumenprozent Alkohol. Immenser Wein. Die Nase ist so dicht, so drückend! Wacholder, Lavendel und Veilchen neben Schwarzkirsche, Cassis und Brombeere. Das ist sicherlich im Rahmen meiner Haut-Médocs ein unbeachteter Schatz. Was für ein intensiver, druckvoller Haut-Médoc! Der Wein hat eine unglaubliche Substanz im Mund, eine wahnsinnige Dichte. Viel Schlehe, Grafit und Veilchen, dazu Sauerkirsche, Schwarzkirsche, Brombeere und Cassis. Pauillac-Stil mit verblüffender Frische, dazu enorm druckvoll. Er gehört ganz sicher mit in die vordere Reihe meiner kleinen Haut-Médocs. Ich bin völlig begeistert! Der Wein ist mindestens so gut wie der 2020er, wenn nicht sogar einen kleinen Touch besser. Grandioser kleiner Haut-Médoc für einen superspannenden Preis. 96+/100 *** Dieses nichtklassifizierte Haut-Médoc-Weingut gehört Sophie Martin und ihrem Partner Romain Carreau, die auch Besitzer der kleinen Parzelle Julia Pauillac sind, einem winzigen Kleinod bester Lage neben Lynch Bages. Dieser Weinberg des Haut-Médoc geht direkt über in Château Julia Pauillac und liegt damit direkt außerhalb der Appellation. Unmittelbarer Nachbar ist Château Brane-Cantenac. Julia wurde erst 2007 aus der Kooperative herausgenommen. Sophie hat dieses Château aufgeteilt – eine Hälfte ist bei einem Bruder geblieben, der weiterhin an die Kooperative abliefert. Sie selbst besitzt fünf Hektar – vier Hektar Haut-Médoc und ein Hektar Pauillac. Von Haut-Médoc gibt es nur 6.000 Flaschen. Der Julia wird komplett im Barrique ausgebaut, die Vergärung findet spontan im Edelstahl statt. Über 60 Jahre alte Reben.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

18+
/20

Gerstl über: Chateau Julia Haut Medoc

-- Gerstl: Man schaut überall in glückliche Winzergesichter, wenn man auf den Weingütern eintrifft. Kein Wunder bei diesem überragenden Jahrgang. Der Duft lädt zum Träumen ein mit Tiefgang und ausdrucksstarker Frucht. Eine geballte Ladung an Kirschenfrucht, gepaart mit Brombeere und Lakritze, dazu zarte, würzige Aromen und eine kühle Unternote. Betörend saftiger Auftakt mit einem Schwall aus perfekt gereifter, schwarzer Frucht. Das ist ein so genialer Genusswein, dass man ihn ewig im Mund haben möchte. Sehr trinkig, aber auch mit guter Komplexität und Balance. Raffinierte Säure und seidige Tannine geben dem Wein die geniale Struktur. Der legt gegenüber den Vorjahren ganz klar nochmals eine Steigerung hin. 18+/20

Mein Winzer

Julia

Das Chateau Julia befindet sich im Herzen des Medoc in Semignan, ganz in der Nähe von St. Laurent-Médoc. Die Reben aber wachsen auf dem allerbesten Terroir in Pauillac zwischen Château Latour und Château Lynch-Bages.

Chateau Julia Haut Medoc 2022