Chateau Teyssier (Montagne Saint Emilion) 2022

Chateau Teyssier (Montagne Saint Emilion) 2022

Holzkiste

Zum Winzer

94–95
100
2
Merlot 90%, Cabernet Franc 10%
5
rot, trocken
14,0% Vol.
Trinkreife: 2027–2044
Verpackt in: 12er OHK
9
seidig & aromatisch
saftig
pikant & würzig
3
Lobenberg: 94–95/100
Suckling: 92–93/100
Gerstl: 18+/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Teyssier (Montagne Saint Emilion) 2022

94–95
/100

Lobenberg: Berauschende Nase. Sanfter Veilchen-Fliederteppich mit Schwarzkirsche darauf. Sehr weiche, erdige Maulbeernote, geschliffen und poliert. Hedonistisch-tänzelnd, was für eine Freude! Trotzdem eine schöne Frische ausstrahlend. Etwas Salz und auch einen Touch Sauerkirsche darunter. Ein extrem schicker und typischer Saint-Émilion-Wert. Im Mund butterweich – Samt und Seide. Schwarze Kirsche, hocharomatisch, rote Kirsche kommt darunter durch. So ein leckerer Fruchtsaft! Ganz seidige, sanfte Tannine mit feinen Veilchen und Rosenblättern darunter, aber die Frucht bleibt immer im Vordergrund. Die Tannine sind vorhanden, aber so extrem fein. Großer Schick, große Freude – Hedonismus pur! Kein großer Wein, aber ein extrem köstlicher kleiner Saint-Émilion mit Hang zu Größe. Très chic! 94-95/100 *** Teyssier ist der Superstar von Montagne Saint-Émilion, noch vor Clos de Boüard von Hubert de Boüard. Das Weingut ist im Besitz der Familie Darquey und Durand Teyssier. Fast 50 Hektar groß, zu 95 Prozent Merlot, 5 Prozent Cabernet Franc. Oben in Nachbarschaft zu Troplong Mondot, wo es in die Appellation Montagne Saint-Émilion übergeht. Insider nennen Teyssier auch den Pétrus von Montagne Saint-Émilion. Auch wenn das etwas übertrieben ist, kann dieser Wein schon unglaublich etwas darstellen und ist sicherlich einer DER Preis-Leistungshämmer in Saint-Émilion.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

92–93
/100

Suckling über: Chateau Teyssier (Montagne Saint Emilion)

-- Suckling: Bright and lively with fine tannins and a crunchy mouth-feel. Medium body. Blackberries and blueberries. 92-93/100

18+
/20

Gerstl über: Chateau Teyssier (Montagne Saint Emilion)

-- Gerstl: Die Kirschenfrucht ist besonders deutlich im Vordergrund und bildet zusammen mit dem würzigen und frischen Hintergrund ein superdelikates Bouquet. Später kommen Brombeere, Zwetschge und etwas rotbeerige Frucht dazu. Die Eleganz gibt dem Wein zusätzliche Strahlkraft und Noblesse. Wuchtig fruchtiger und saftiger Auftakt, bei dem sich sofort auch die Tannine bemerkbar machen. Sie bilden ein starkes Rückgrat und geben dem Wein seine Cremigkeit. Der Holzeinsatz hinterlässt hier seine Spuren, ist aber sehr gut integriert und harmonisch. Nobel würziges Finale mit Röstaromen. (pb) 18+/20

Mein Winzer

Teyssier

Die Familie Darquey und Durand Teyssier besitzt dieses Weingut. Es ist fast 50 Hektar groß und setzt den Fokus auf Merlot. Nur ein ganz geringer Anteil sind Cabernet-Franc-Reben.

Chateau Teyssier (Montagne Saint Emilion) 2022