Chateau Brisson 2022

Chateau Brisson 2022

Holzkiste

Zum Winzer

94
100
2
Merlot 85%, Cabernet Sauvignon 15%
5
rot, trocken
14,5% Vol.
Trinkreife: 2026–2039
Verpackt in: 12er OHK
9
seidig & aromatisch
saftig
pikant & würzig
3
Lobenberg: 94/100
Gerstl: 18+/20
6
Frankreich, Bordeaux, Cotes de Castillon
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Brisson 2022

94
/100

Lobenberg: 85 Prozent Merlot und 15 Prozent Cabernet Sauvignon. Die Merlot wurde bis zum 28. September gelesen, die Cabernet Sauvignon nach dem Regen Mitte Oktober. 14,5 Volumenprozent Alkohol. Die Nase ist reif, weich, poliert und tänzelnd. Der 2022er zeigt deutlich mehr Balance und Harmonie. Die Tannine sind ultrafein. Der Wein kommt mit heller Lakritze und einer feinen rotschwarzen Frucht in der Nase. Aber mehr seidig als samtig, mehr auf der spielerischen Seite. Der Mund wird unterlegt mit feiner Pfefferschärfe und etwas Chili, dazu rote Kirsche und feine Himbeere. Das Ganze mit guter Frische ausgestattet! Der Alkohol ist nicht spürbar, der Wein ist nicht brandig, sondern extrem geschmeidig. 94/100 *** Château Brisson ist der Ursprungsbesitz, die Heimat von Cedric Valade, der mittlerweile auch ein kleines Weingut in Saint-Émilion unter seinem Namen hat. Brisson ist ein Weingut mit verschiedenen Terroirs: Hügeliges Land oben auf dem Plateau, roter Lehm auf Tuffkalkstein, also sehr poröser Kalkstein. Alles liegt rund um Château d´Aiguilhe von Graf Neipperg. Der andere Teil liegt auf Kreidekalkstein mit braunem Lehm, in der Nähe von Château Clos Puy Arnaud. Das Durchschnittsalter der Reben liegt bei 40 Jahren, überwiegend sind sie zwischen 1980 und 1986 gepflanzt worden. 85 Prozent Merlot, 15 Prozent Cabernet Sauvignon. Der Ausbau geschieht für 12 Monate im überwiegend gebrachten Barrique, zu einem Drittel in Neuholz. Die spontane Vergärung erfolgt im Edelstahl. Auf Brisson werden die Trauben komplett entrappt. Mit einigen wenigen aufstrebenden Weingütern wie Le Rey, Peyrou, Fongaban und Robin, reiht sich Château Brisson in die Reihe der Verfolger ein, hinter den fast schon arrivierten Superstars der Appellation. So zum Beispiel hinter Clos Louie, sicherlich eines der besten Weingüter des gesamten rechten Ufers, gefolgt von Domaine de L´A von Stephane Derenoncourt, Château Clos Puy Arnaud und Château d´Aiguilhe von Graf Neipperg. Sicherlich ist Clos Louie auf einem ganz anderen Stern als die restlichen Castillon-Weingüter, aber durch die immense Arbeit der Verfolger rücken diese den arrivierten Stars sehr nahe. Insgesamt ist Castillon mit seinen Kreidekalksteinformationen, seinen Terroirs und seiner Lage der völlig unterbezahlte Verfolger der Saint-Émilion Weingüter. Häufig sogar gleichwertig. Im Grunde Saint-Émilion für Arme, aber mittlerweile häufig in der gleichen Qualität. Und so wie inzwischen einige Topweingüter im nördlichen Médoc die arrivierten Weingüter am linken Ufer das Fürchten lehren, so passiert das hier mit den Weingütern in Castillon und jenen aus Saint-Émilion.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

18+
/20

Gerstl über: Chateau Brisson

-- Gerstl: Ein wunderbar kühles Fruchtbündel, schwarze Beeren, Heidelbeeren, Brombeeren, Kirschen, eine geballte Ladung herrliche Frucht, dazu dezent floral, edle Kräuter. Ein schlankes Kraftbündel. Feine, aber gut stützende Tannine, betörende Eleganz, alles ist aus einem Guss, eindrücklich präzise, beschwingt leichtfüssig, köstlich aromatisch. Das macht vom ersten Dufterlebnis bis zum tollen Finale so richtig Freude. Mehr Trinkgenuss kann man sich kaum vorstellen. (mg) 18+/20

Mein Winzer

Brisson

Das Weingut ist im Besitz von Cedric Valade, der auch inzwischen ein kleines Weingut in Saint-Émilion hat. Ein kleines Weingut der n Castillon mit drei verschiedenen Weinbergen. Roter Lehm auf Kalkstein bei Chateau d'Aiguilhe, in der Gemeinde d'Aiguilhe, und der andere Teil auf Kreide-Kalkstein mit...

Chateau Brisson 2022