Chateau Lafon la Tuilerie Grand Cru 2022

Chateau Lafon la Tuilerie Grand Cru 2022

Holzkiste

Zum Winzer

98–100
100
2
Merlot 100%
5
rot, trocken
15,0% Vol.
Trinkreife: 2031–2056
Verpackt in: 12er OHK
9
voluminös & kräftig
tanninreich
3
Lobenberg: 98–100/100
Gerstl: 20/20
6
Frankreich, Bordeaux, Saint Emilion
7
Allergene: Sulfite, Abfüllerinformation
lobenberg

Heiner Lobenberg über:
Chateau Lafon la Tuilerie Grand Cru 2022

98–100
/100

Lobenberg: 100 Prozent Merlot. 26 Hektoliter Ertrag pro Hektar in 2022. Am 23. September in einem Rutsch gelesen. 30 Tage im Edelstahl vergoren und dann 12-monatiger Ausbau in 50 Prozent neuem Holz. Es gibt nur 8.000 Flaschen. Die Nase ist deutlich extrahiert mit Schwarzbrot, Pumpernickel, Brombeere und Cassis. Dicht, voluminös und wuchtig! Viel Schwarzkirsche, viel Lavendel und Veilchen dahinter. Ziemlich satt und sehr archetypisch. Im Mund deutlich höhere Eleganz, man merkt den reinen Kalkstein darunter. Salzig, fein, poliert und tänzelnd – ein extrem schicker Wein! Eine Ode an die Freude in dieser Verspieltheit. Merlot nicht zum Niederknien, aber in spielerischer Leichtigkeit. Eine wirkliche Delikatesse, aber durchaus mit Wucht und Fülle, was für eine Schönheit! Nichts schmerzt, nichts ist grün, alles ist reif und trotzdem ist es so fein. Ein verspielter und zugleich reicher Traumwein – wunderbar und mindestens so groß wie der geniale 2020er, eher sogar besser wegen der höheren Pikanz aus Reife, Tannin und Frische. Groß! 98-100/100 *** Lafon la Tuilerie sind 2,2 Hektar an den unteren Hängen von Saint-Émilion, kurz vor Castillon. Kalkstein im oberen Bereich, etwas Lehm im unteren Bereich. Das Weingut war früher im Besitz von Pierre Lafon. 2018, nach zwei Katastrophenjahren in Folge (2017 Frost, 2018 Mehltau), musste Pierre aufgeben und hat an Silvio Denz verkauft, den Besitzer von Peby Faugères. Qualitativ und inhaltlich hat sich nichts geändert. Es gibt maximal 4.000 Flaschen von diesem Elixier aus 100 Prozent Merlot. Ausgebaut wird in einem Drittel Neuholz und zwei Drittel gebrauchtem Holz. Die Mazeration wird ganz geduldig über vier bis fünf Wochen laufen gelassen. Es wird nicht übergepumpt und der Wein nie hart gepresst. Es wird quasi nur aus dem Free Run Juice genommen, ohne Pressen, um keine harten Tannine aus den Kernen zu extrahieren.

Jahrgangsbericht

2022 hatte den trockensten Sommer in Frankreich seit Beginn der Aufzeichnungen und war insgesamt das heißeste Jahr seit 1947. Nicht so extrem und plötzlich heiß wie 2003, eher harmoniefördernd gleichmäßig warm und eben sehr trocken. Nachdem im November und Dezember 2021 satt Regen fiel, blieb es in den Folgemonaten trocken und warm. Die Reben konnten sich also bei gleichmäßiger Blüte langsam an die Trockenheit gewöhnen. Die Terroirs mit den besten Wasserspeicher-Eigenschaften und den sehr tief wurzelnden alten Reben konnten das Wasser-Reservoir des Winters und Frühjahrs nach früher und sonniger Blüte relativ problemlos durch den trockenen Sommer nutzen. Regen gab es erst wieder im Juni und dann in der zweiten Augusthälfte mit 30 bis 50mm. Danach blieb es sonnig und trocken mit einem langen »Indian Summer« bis weit in den Oktober und sogar November. Jeder konnte auf den perfekten Erntezeitpunkt warten, zumal es dank sommerlicher Stillstände keinen Zucker-Alkoholdruck gab. Wer mit alten Reben und perfekten Terroirs dann noch verschont wurde vom jährlich zunehmendem April-Frost und vom allzu häufigen Hagel des Frühsommers, konnte sich gerade als biologisch arbeitender Winzer über das, ob des Klimas, vollständige Ausbleiben von Fäulnis und Pilzkrankheiten freuen. Niemand musste auch nur irgendwas spritzen. Für Bio-Winzer mit alten Reben und superbem Terroir war 2022 ein so noch nie erlebtes, perfektes Jahr, zumal man sich über die vergangenen 10 extremen Jahre an die besser angepasste Laub- und Bodenarbeit gewöhnt hatte. Saint Emilions und Castillons Kalksteinfelsen, Pomerols und Fronsacs Lehmböden und die dicken Kieslinsen des Medocs hatten bei sehr altem Rebbestand bis auf den Malus kleinerer Erträge kaum Sorgen. Weniger, aber ein überragend intensiver Saft aus kleinen, dickschaligen, kerngesunden Beeren. Aromatisch frischer Most, tiefes und zugleich delikates Tannin, dazu eine überragende Balance. Junge Reben und sandige Böden litten allerdings extrem, da gab es hier und da schon desaströse Ergebnisse. Besonders profitiert haben, neben den o.g. perfekten Böden dazu am linken Ufer, die in sehr nassen Jahren benachteiligten Fluss- und Ufernahen Terroirs des Medocs, des nördlichen Haut Medocs und Saint Estèphes. Die meisten Winzer vergleichen 2022 mit 2018, allerdings war 2022 überwiegend noch deutlich konzentrierter und reicher in der Frucht, vibrierender, cremiger und trotz der extremen Reichhaltigkeit erstaunlich frisch, seidig und harmonisch, das erinnert auch an das Traumjahr 2016. 2022 ist nicht so extrem pikant wie das Hammerjahr 2019 und nicht ganz so tänzelnd finessenreich wie der 2020er. Winzer mit langer Erfahrung sprechen eher von einer deutlich perfekteren Reinkarnation der Jahrgänge 1982, 1961 und 1949. Jean-Philippe Janoueix, eine Instanz am rechten Ufer und Besitzer vieler Châteaux in Pomerol, Saint Emilion und Castillon sagt: »2022 is the more concentrated version of 2018. With deep acidity and rich, soft masses of tannin, 2022 is the much better and long-lived resurrection of the great 1982 and 1961.« Und das mit größerem Know-how, optimaleren Weinstöcken, niedrigeren Erträgen je Stock, besserer biologischer Weinbergsarbeit, dramatisch präziserer Selektion vor der Kelter (Laser und Wasserbad) und einer kenntnisreicheren Kellertechnik als vor vierzig Jahren. Ohne Zweifel ist 2022 also ein historischer Jahrgang. Fakt ist, dass trotz der wohl berechtigten Jubelschreie der allerbesten Winzer das Jahr 2022 auf Kante genäht ist. Junge Reben und nur mittelgute und schwächere Terroirs, und das ist nun mal mit Abstand der Großteil des Bordelais, haben in nassen und noch mehr in solch trocken-heißen Jahren ganz schlechte Karten und üble Zukunftsaussichten. Und leider werden die Jahre trotz einiger, klassischer Ausnahmen wie das Bordelaiser »Normaljahr« 2021 im Schnitt immer extremer. Die wenigen, strahlenden Topwinzer der Appellationen glänzen ob der extraterrestrischen Qualitäten mehr denn je, die große Masse bleibt auf der Strecke. Die Spitze der Pyramide wird noch schmaler und zugleich noch höher. 2022 ist für die Superstars jeder Appellation ein so noch nie dagewesener Qualitätstraum, aber wo soll das für die breite Basis enden? Spanien findet den Ausweg aus den immer extremeren klimatischen Wetterkonditionen in 800 bis 1200 kühlen Höhenmetern, aber wie sieht – neben den weiter vorwärts stürmenden Superstars – die Zukunft des Bordelaiser »Normalwinzers« auf NN aus?

20
/20

Gerstl über: Chateau Lafon la Tuilerie Grand Cru

-- Gerstl: Sehr charmante Nase, bringt die geballte und kraftvolle Merlot-Frucht zum Ausdruck. Dichte schwarze Frucht nach Kirsche, Brombeere, Holunder und etwas Cassis. Eleganz und Strahlkraft in diesem Wein kommen von der floralen und würzigen Ausprägung. Der einnehmende Tiefgang bringt auch kühle Noten hervor. So wirkt der kräftige Lafon la Tuilerie doch total auf Feinheit gebaut. Belebend saftig und mit sagenhafter Fülle aus reifer Frucht und köstlicher Extraktsüsse. Trotz Dichte und Fülle zeigt der Wein durch die Säure eine sehr schöne Balance und Frische. Das ist derart köstlich, dass man sofort Lust auf den nächsten Schluck bekommt. Sehr gute Länge und immer wieder würzige Rückaromen. 20/20

Mein Winzer

Lafon la Tuilerie

Lafon la Tuilerie sind 2,4 Hektar an den unteren Hängen von Saint-Émilion, kurz vor Castillon. Kalkstein im oberen Bereich, etwas Lehm im unteren Bereich. Das Weingut war bis 2018 im Besitz von Pierre Lafon, der sein Weingut immer organisch als reiner Einzelkämpfer und in reiner Handarbeit...

Chateau Lafon la Tuilerie Grand Cru 2022